Die niedersächsische Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD) hat beim „politischen Reformationstag“ der Evangelisch-reformierten Kirche vor einem wachsenden Desinteresse der Menschen an gesellschaftlich relevanten Fragen gewarnt. „Gleichgültigkeit ist eine große Gefahr für die Demokratie“, sagte sie am Montagabend in der Großen Kirche in Leer. Eine weitere Gefahr sei, dass immer mehr Menschen in Meinungsblasen lebten, in denen sie sich nur noch selbst bestätigten: „Wir müssen wieder Demokratie lehren und lernen, andere Meinungen aushalten. Man muss sich respektieren und auch nach einem Streit noch miteinander ein Bier trinken können.“
Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hatte unter dem Motto „Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!“ zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. „Ohne einen Bruch mit der staatlichen Ordnung vor 500 Jahren gäbe es heute keine protestantische Kirche“, sagte sie. In der Runde sollte erörtert werden, wie weit heute Widerstand gehen darf. Zu den Gästen zählten neben Naber auch der Osnabrücker Polizeipräsident Friedo de Vries, die Klimaaktivistin Sonja Manderbach, der Abiturient Lennart Seeber von den Grünen und der Landwirt Klaus Borde, der mit seinem Trecker an einer Protestfahrt nach Berlin teilgenommen hat.
Die Gesprächsrunde warb für Demokratie, gegenseitigen Respekt und die Kunst des Kompromisses. Die Klimaaktivistin Manderbach warnte jedoch vor zu viel Einmütigkeit: „Es ist wichtig, dass wir zwischen Fakten und Meinungen unterscheiden.“ Es gebe eine Faktenlage, die durch rechtsgerichtete Desinformationskampagnen infrage gestellt werde. „Da können wir keinen Kompromiss finden.“ Über Themen wie Klimaschutz oder Rechtsruck in der Gesellschaft könne nicht einfach abgestimmt werden.