Pazifismus und politische Macht: Landesbischof Kramer äußert Zweifel an der Friedenspartei-Rolle des BSW. Warum das Thema Frieden nicht nur die Kirchen, sondern auch die Parteien herausfordert.
Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer hat Zweifel, ob das BSW eine Friedenspartei ist. “Das kann, glaube ich, noch niemand sagen. Wenn ich mir die BSW-Chefin Sahra Wagenknecht ansehe, habe ich da Zweifel. Gerade auch, weil sie von der Kommunistischen Plattform her kommt”, sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Für das BSW hier in Thüringen kann ich sagen, dass wir die Landeschefin Katja Wolf gut kennen, dass sie durchaus jemand ist, dem ich den Friedenswillen abnehme.”
Zugleich konstatierte er: “Das BSW hat die Friedensfrage geschickt aufgegriffen.” Es sei ein Thema, das viele Menschen aktuell bewege und für viele seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine an Bedeutung gewonnen habe. “Und zwar in einer Weise, dass es auch die politischen Entscheidungen der Menschen beeinflusst. Das ist ein Marker, den man ernst nehmen muss.”
Kramer räumte ein, dass die Kirchen derzeit mehr mit innerkirchlichen Themen beschäftigt seien. “Trotzdem bleibt Frieden ein zentrales Thema für uns, ist Teil unserer DNA. Und wir werden als Kirchen, wenn wir klar sprechen, auch gehört”, so der Bischof. Es sei Aufgabe der Kirchen zu sagen: “Wir stehen für Frieden ein, aber es gibt in der Gemengelage keine leichten Antworten, anders als die Populisten glauben machen wollen.”
Er kritisierte, dass manche versuchten, pazifistische Stimmen in der Kirche mit Argumenten von BSW und AfD in einen Topf zu werfen. “Aber so einfach ist es nicht. Frieden schaffen ist ein Prozess, und manchmal kann man sich die Partner da nicht aussuchen”, so Kramer, der mit seiner pazifistischen Position auch in seiner Kirche Kritik geerntet hatte.
“Aber dass dies ein Thema ist, das viele bewegt und sich viele klarere Schritte in Richtung Rüstungsbegrenzung und Verstärkung von Friedensverhandlungen wünschen, sollten alle politischen Parteien ernst nehmen.” Er finde es sehr bedauerlich, dass sich die klassischen Parteien bei diesem Thema nicht stärker positionierten.