Schwungvolle Blasmusik, Chormusik und ein kräftiger Gemeindegesang untermalten den Kirchentag auf dem Hesselberg. Das Wetter meinte es besonders gut und deshalb pilgerten am Feiertag Pfingstmontag geschätzt 14.000 Menschen auf den mit 689 Meter höchsten Berg Mittelfrankens. Die häufigste Begrüßungsformel bei diesem „Familientreffen“: ein wiedererkennendes „Ja, hallo!“.
Zum ersten Mal in seiner Amtszeit hielt der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp dort die Predigt. Und er traf die positive Grundstimmung mit seinen Worten, Christen seien „notorisch hoffnungsvoll, unverbesserlich zuversichtlich und entschieden humorvoll“. Ihre Gedanken des Friedens seien immer verbunden mit Ausgleich und Zukunft und Hoffnung. Auf dem Hesselberg lasse sich spüren, dass viele dem christlichen Glauben verbunden seien. Das Geheimnis von Pfingsten sei, „so verschieden wir sind, uns verbindet alle miteinander dieses große Geheimnis, dass hinter allem Leben ein Schöpfer steht“.
Kopp nannte den christlichen Glauben „eine richtige Power-Packung für Zuversicht, Lebensmut und Heiterkeit“. Er passe daher in eine Zeit, in der viele mit vielen Sorgen durchs Leben gingen. Der Landesbischof sprach auch einen Individualismus an, der „schier keine Grenzen mehr“ kenne. Viele hätten Angst, nicht mit der Entwicklung der Welt mitzukommen. „Heute reagieren viele sofort auf die anderen, manchmal sogar mit Gewalt, mit Angriff, mit Hetze“, bedauerte der Landesbischof. Er warnte, es gebe Leute, „die das gezielt ausnutzen“.
Religion erfülle zwei Grundbedürfnisse der Menschen: die Verbundenheit und die Gestaltungsfreiheit, sagte Kopp. „Und für diese Grundbedürfnisse braucht es Zeit und Geistesgegenwart“. Damit es friedlich in der Welt zugehe, brauche es immer jemanden, der den ersten Schritt mache.
Als Beispiel nannte er eine Denkmallandschaft, die auf dem Hesselberg entstehen soll, und mit der intensiv an einer Erinnerungskultur gearbeitet werde. Das Projekt soll daran zu erinnern, wie der Berg in Franken in der Nazizeit für die Propaganda der Frankentage missbraucht wurde. „Heute ist der Hesselberg ein Zeichen für die Verständigung. Das ist unser Auftrag als Christinnen und Christen“, stellte der Landesbischof fest. Hier werde an der Erinnerungskultur intensiv gearbeitet. Die Denkmallandschaft solle entstehen, „um daran zu erinnern, wie so ein Berg hier in Franken in der Nazizeit missbraucht wurde“. Heute sei der Hesselberg ein Zeichen für die Verständigung. Damit es friedlich in der Welt zugehe, brauche es immer jemanden, der den ersten Schritt mache. „Gerade hier am Hesselberg ist das wichtig“. Dabei wisse er die Staatsregierung an der Seite der Kirche.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Stammgast bei der „schönsten Veranstaltung der Landeskirche“, wie er sagte, bestätigte in seinem Grußwort die ersehnte Unterstützung des Freistaats für die geplante Denkmallandschaft. „Natürlich werden wir es unterstützen, natürlich werden wir es tun“, sagte er.
Die Denkmallandschaft soll die Geschichte des mit 689 Meter höchsten Bergs Mittelfrankens aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Die NS-Zeit, in der auf dem Berg die sogenannten „Frankentage“ stattfanden, werden zwar im Zentrum stehen, aber auch das Nachkriegs-Engagement der bayerischen evangelischen Landeskirche ab 1951, legt das Projektteam dar.
Zum größten evangelischen Christentreffen in Süddeutschland kommen alljährlich mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher. Der Hesselberg-Kirchentag hat eine lange Geschichte: Pfingstmontag 1951 eröffnete der damalige bayerische Landesbischof Hans Meiser auf dem 689 Meter hohen Berg die Landvolkshochschule, daraus entwickelte sich der Kirchentag. (00/1554/20.05.2024)