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Lage der Pressefreiheit weltweit erneut deutlich verschlechtert

Seit 2002 veröffentlicht die Organisation Reporter ohne Grenzen eine Rangliste der Pressefreiheit. Nie war die Lage schlechter als aktuell. Auch Deutschland schafft es nicht unter die besten Zehn.

Die Pressefreiheit ist weltweit auf einem historischen Tiefstand (Symbolbild)
Die Pressefreiheit ist weltweit auf einem historischen Tiefstand (Symbolbild)Imago / Rolf Poss

Die weltweite Lage der Pressefreiheit ist 2025 auf einen neuen Tiefstand gesunken. Das geht aus der Rangliste der Pressefreiheit hervor, die die Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht hat. Deutschland hat seinen Platz in den Top10 verloren und rangiert in diesem Jahr auf Platz 11, was aber auf eine verbesserte Lage in anderen Staaten zurückzuführen ist, nicht auf eine Verschlechterung in Deutschland.

Pressefreiheit: Deutschland bekommt ein „zufriedenstellend“

Demnach bleibt die Lage der Pressefreiheit hierzulande „zufriedenstellend“. Das Label „gut“ erhielten weltweit nur noch sieben Staaten. Angeführt wird die Rangliste wie im vergangenen Jahr von Norwegen, gefolgt von Estland, den Niederlanden und Schweden. Die am besten platzierten nicht-europäischen Länder sind Neuseeland auf dem 16. Platz und Trinidad und Tobago auf dem 19. Platz. Das Schlusslicht der Rangliste bildet auf dem 180. Platz weiterhin der afrikanische Staat Eritrea, davor Nordkorea, China und Syrien.

In der Hälfte der 180 Staaten ist die Lage entweder „schwierig“ oder „sehr ernst“ – laut der Organisation ein historisch schlechtes Ergebnis. Verantwortlich dafür sei neben einer fragilen Sicherheitslage und dem zunehmenden Autoritarismus vor allem auch der ökonomische Druck. „Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge“, warnt Geschäftsführerin Anja Osterhaus. Das wirke sich auch auf die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit von Medien aus. „Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf?“

Marktdominanz der Tech-Unternehmen weitgehend unreguliert

Für die Rangliste wird die Situation der Medien in einem Land in fünf Kategorien mit einem Punktesystem von null bis hundert bewertet: Politik, Wirtschaft, Recht, Soziokultur und Sicherheit. Seit einigen Jahren erzielen die Länder in Summe in der Kategorie Wirtschaft die geringsten Werte. In 160 von 180 Ländern schaffen es Medien nur „mit Schwierigkeiten“ oder „überhaupt nicht“, stabil zu wirtschaften. All das geschehe in einer Zeit, in der die großen Tech-Unternehmen den Großteil der weiter steigenden Werbeeinnahmen auf sich vereinten, die trotz ihrer Marktdominanz weitgehend unreguliert seien, so Reporter ohne Grenzen.

„Wer deckt dann noch Missstände auf?“ – Die neue #Rangliste der #Pressefreiheit zeigt: Global gesehen war es für Journalist*innen noch nie so schwer, unabhängig und frei zu berichten. Die Lage der Pressefreiheit ist auf einem historischen Tiefstand. www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/ra…

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— Reporter ohne Grenzen (@reporter-ohne-grenzen.de) 2. Mai 2025 um 06:13

Im Bereich Wirtschaft schneidet Deutschland entsprechend seines Rangs auf der Gesamtliste ab, in den Bereichen Politik und Recht sogar leicht besser. Düster sieht es im Bereich Sicherheit aus: Hier landet Deutschland nur auf dem 35. Platz.

Weltweit lässt sich beobachten, dass sich der Abstand zwischen Europa und dem Rest der Welt vergrößert, auch wenn es in einzelnen EU-Staaten wie der Slowakei durchaus kriselt. Für den amerikanischen Kontinent berichtet Reporter ohne Grenzen von wachsendem Druck. Argentinien hat unter anderem durch die Zerschlagung einer staatlichen Nachrichtenagentur die meisten Plätze eingebüßt. Mexiko bleibt das gefährlichste Land für Journalisten, nirgendwo sonst werden außerhalb von Kriegsgebieten so viele Medienschaffende ermordet.

USA herrscht zunehmend pressefeindliches Klima

Auch in den USA sieht die Organisation ein zunehmend pressefeindliches Klima – das sich durch die Streichung von Finanzhilfen neben dem eigenen Land auch auf viele andere Länder auswirkt. Vor allem Osteuropa und Zentralasien dürfte das schmerzlich treffen. In Afrika leiden besonders viele Redaktionen unter einer verschärften wirtschaftlichen Lage. Auch in Asien hat sich die Lage in über der Hälfte aller Staaten und über alle Kategorien hinweg noch einmal verschlechtert.

Mit Blick auf die Sicherheitslage bleiben der Nahe Osten und Nordafrika die gefährlichste Region. Das liegt vor allem an den hohen Todeszahlen von Journalisten durch Angriffe der israelischen Armee in Gaza. Sowohl Israel als auch die Palästinensischen Gebiete haben sich in der Rangliste verschlechtert.