Werke von zehn Comiczeichnerinnen und -zeichnern sind von Sonnabend an in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu sehen. Die zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden haben zu dem Graphic-Novel-Projekt „Das Unvorstellbare zeigen“ („Picturing the Unimaginable“) beigetragen und Geschichten aus drei ehemaligen Konzentrationslagern (KZ) gezeichnet – dem KZ Neuengamme in Deutschland, der Kazerne Dossin in Belgien und dem Lager Westerbork in den Niederlanden, wie die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen am Mittwoch mitteilte. Die Kazerne Dossin und das Lager Westerbork waren Sammellager, in denen die jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Niederlande und Belgiens vor der Deportation leben mussten. Die Ausstellung läuft bis zum 30. März 2025.
Startpunkt des Graphic-Novel-Projekts war den Angaben zufolge ein 80 Jahre alter Comic, den der niederländische Historiker Kees Ribbens vom Amsterdamer „Institute for War, Holocaust and Genocide Studies“ neu entdeckt hat: Der Künstler August M. Fröhlich schilderte bereits 1944 in Form einer gezeichneten Geschichte in sechs Bildtafeln, was nach der Ankunft eines Deportationszuges in einem Vernichtungslager geschah. Der Comic „Nazi Death Parade“ wurde Anfang 1945 in den USA veröffentlicht – als die meisten Konzentrationslager noch in vollem Betrieb waren. Aus der Beschäftigung mit diesem Format, einer kurzen Bilderzählung und Recherchen zu verschiedenen Biografien aus den Konzentrationslagern, hätten die zehn Zeichnerinnen und Zeichner eigene Comics entwickelt. In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme werden diese gemeinsam mit historischen Objekten und audiovisuellen Dokumenten zu sehen sein. Eine Partizipationsstation soll Besucherinnen und Besucher dazu motivieren, eigene Zeichnungen anzufertigen.
Oliver von Wrochem, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, erläuterte: „Mit Hilfe von Zeichnungen lassen sich Stimmungs- und Perspektivwechsel und Zeitsprünge anschaulich erzählen.“ Die Künstlerinnen und Künstler hätten sich „mit unterschiedlichen Aspekten der NS-Verfolgung beschäftigt, intensiv recherchiert und eigene Bildsprachen gefunden. Ihre Graphic Novels verdichten komplexe Inhalte auf eine sensible Weise und bilden damit eine zeitgemäße Form der Erinnerung an die NS-Verbrechen.“
Bas Kortholt, Kurator an der Gedenkstätte Kamp Westerbork, sagte: „Als Gedenkstätten haben wir die große und herausfordernde Aufgabe, junge und unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen.“ Comiczeichnerinnen und -zeichner könnten „uns dabei helfen, indem sie Geschichte mit starken Bildern erzählen.“
Das Projekt „Picturing the Unimaginable“ wurde initiiert von der Gedenkstätte Kamp Westerbork. Es ist eine Zusammenarbeit zwischen der Gedenkstätte Kamp Westerbork, der Kazerne Dossin, der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und weiteren Beteiligten.