In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 1. August, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
Die aus dem Iran stammende Regisseurin Narges Shahid Kalhor will ihren ersten Nachnamen Shahid streichen lassen, der auf Farsi “Märtyrer” bedeutet. Doch die deutsche Bürokratie setzt hohe Hürden für dieses Ansinnen, etwa ein psychologisches Gutachten, während die junge Frau von Erscheinungen eines gewaltsam zu Tode gekommenen Ahnen verfolgt wird. Der autobiografische Film nimmt die Identitätssuche zum Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, der Historie des Iran im 20. Jahrhundert und den Möglichkeiten von Kino und Kunst im Allgemeinen, wobei die Position als Regisseurin stets mitbedacht wird. So wird die fiktionale Annäherung an den Versuch, in der Familie vererbte patriarchale und gewaltsame Muster loszuwerden, zur formal spielfreudigen Reflexion. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622597/shahid
Bei den Judo-Weltmeisterschaften im georgischen Tiflis tritt eine iranische Judoka mit Medaillenchancen an. Als sich jedoch abzeichnet, dass sie im Turnierverlauf auch auf eine israelische Sportlerin treffen könnte, reagiert das Regime in Teheran. Die Judoka soll eine Verletzung vortäuschen und ausscheiden, doch diese weigert sich, auch als die Funktionäre den Druck immer mehr erhöhen. Der Polit- und Sport-Thriller nutzt die Spannungsmittel von Zeitdruck und Kampfszenen, um eine heroische Geschichte über (weiblichen) Widerstand gegen ein diktatorisches Regime zu erzählen. Mit kontrastreichen Schwarz-weiß-Bildern und intensiver Rauminszenierung macht er die Grenzsituation für die Judoka und ihre Trainerin hautnah spürbar. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622891/tatami-2023
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2006 wandelt sich der Himalaya-Staat Bhutan zu einer parlamentarischen Monarchie. Bevor es zu den ersten Wahlen kommt, beauftragt ein buddhistischer Lama aus einem Bergdorf einen jungen Mönch, für eine Zeremonie ein Gewehr zu besorgen. Derweil stößt die angereiste Leiterin der Wahlkommission beim Versuch, Probewahlen zu organisieren, auf allerlei Widrigkeiten. Ein warmherziger, von Laiendarstellern authentisch gespielter Film, der Elemente von Road Movie, Politsatire und Komödie kombiniert. Er besticht durch lakonischen Humor und den zärtlichen Blick auf die Figuren mit ihren menschlichen Schwächen, die sich einfallsreich und mit bewundernswerter Gelassenheit auf das Abenteuer Demokratie einlassen. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622889/was-will-der-lama-mit-dem-gewehr
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung