US-Präsident Donald Trump ist erst seit Montag im Amt. Doch das Verhältnis zwischen den USA und Lateinamerika steuert schon auf die erste Belastungsprobe zu.
“CBP One” heißt die App, mit der Asylbewerber an der mexikanischen-amerikanischen Grenze einen Termin für die Bewertung ihres Antrags erhalten. Doch sie funktioniert seit Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump nicht mehr, wie es in übereinstimmenden Berichten heißt. Ärgerlich bis dramatisch für die Nutzer: Bereits abgegebene Terminabsprachen wurden gelöscht oder die App ist nicht mehr erreichbar. Damit ist für Tausende Migranten an der US-Grenze die Möglichkeit, auf regulärem Wege über einen Asylantrag in die USA einzureisen, zunächst vorbei.
Die Folgen sind unabsehbar, sowohl für die Menschen vor Ort als auch für die Institutionen, die sie betreuen. Neben den angedrohten Massenabschiebungen von Migranten, die sich ohne gültige Aufenthaltspapiere in den USA aufhalten, wird sich Mexiko vorerst auch um jene Migranten und Asylbewerber kümmern müssen, die an der Grenze auf einen Termin gewartet hatten. Ein Teil von ihnen stammt aus Kuba. Nur wenige Tage nachdem Joe Biden Kuba von der US-Liste der Unterstützerstaaten für den Terrorismus genommen hatte, setzte Nachfolger Trump die kommunistisch regierte Karibikinsel wieder auf die Liste, die mit Sanktionen verbunden ist.
Das passt zu einer Haltung, die Trump längst hat durchblicken lassen. In Richtung Lateinamerika sagte der 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten, die Region bräuchte die USA mehr als umgekehrt. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum rief in einer ersten Reaktion ihre Minister zusammen, um über die neue Lage zu beraten. Die Linkspopulistin erklärte, dass Mexiko als Nachbar und Handelspartner der Vereinigten Staaten Dialog, Respekt und Zusammenarbeit immer als “das Symbol unserer Beziehungen” betrachten werde.
Dabei steht sie längst vor konkreten Problemen, die gelöst werden müssen: Strafzölle könnten den Handel erschweren. Noch vor dem 1. Februar könnten solche von 25 Prozent erhoben werden.
Besonders im Fokus steht Panama. Trump erhebt Anspruch auf die strategisch wichtige Wasserstraße, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet: Den Panama-Kanal. Die Forderungen lösen energische Gegenreaktionen in Panama aus: “Der Kanal ist und bleibt Panamas Eigentum, und seine Verwaltung wird weiterhin unter panamaischer Kontrolle stehen, aus Respekt vor seiner ständigen Neutralität”, ließ Panamas Präsident Jose Raul Mulino wissen. “Es gibt keine Nation in der Welt, die sich in unsere Verwaltung einmischt.”
Der Kanal sei kein Zugeständnis von irgendjemandem gewesen, sondern das Ergebnis eines generationenübergreifenden Kampfes, der 1999 mit dem Torrijos-Carter-Vertrag seinen Höhepunkt gefunden habe. “Seitdem haben wir ihn 25 Jahre lang ununterbrochen und verantwortungsvoll verwaltet und ausgebaut”, so Mulino. Damals hatte der frühere US-Präsident Jimmy Carter als Zeichen der Zusammenarbeit die Konzession des Panama-Kanals an das mittelamerikanische Land übergeben.
Trump sieht das seit Jahren anders. Bereits vor zehn Jahren wetterte er gegen das “Geschenk”, das die USA Panama gemacht hätten. Er fordert Sonderkonditionen für amerikanische Schiffe, schließlich hätten die USA das Bauwerk finanziert und errichtet. Dass dabei auch rund 35.000 Menschen aus dem Karibikraum fast Unmenschliches geleistet haben, erwähnt Trump nicht.
Die meisten Regierungschefs aus der Region hielten sich ans Protokoll. “Die Beziehungen zwischen Brasilien und den USA sind von gegenseitigem Respekt und historischer Freundschaft geprägt”, ließ Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (79) wissen. Er ist nach dem Abschied von Joe Biden der älteste amtierende G20-Präsident und ein paar Monate älter als Trump. Der Brasilianer hatte sich ausdrücklich einen Wahlsieg von Kamala Harris gewünscht.
Deutlich enger ist das Verhältnis von Lulas rechtspopulistischem Vorgänger Jair Bolsonaro zu Donald Trump. Weil ein Gericht ihm die Reise in die USA wegen “Fluchtgefahr” verbot, reisten nur Ehefrau Michelle und Sohn Eduardo Bolsonaro nach Washington. Die Bolsonaro-Familie und die Trump-Familie liegen ideologisch auf einer Welle. Dass Lula eine “Rückkehr des Faschismus” bei den Wahlen 2026 in Brasilien verhindern will, ist deswegen auch eine Spitze gegen Trump, ohne sie direkt auszusprechen.
Geradezu euphorisch wirkten in Washington dagegen die Präsidenten Javier Milei (Argentinien) und Santiago Pena (Paraguay). Sie hoffen auf exzellente Beziehungen zu den USA und verknüpfen ihre eigene politische Zukunft auch ein Stück weit mit der Entwicklung der Trump-Präsidentschaft.