Seit Wochenbeginn ist der Papst in der Asien-Pazifik-Region unterwegs, sieht Länder, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Nach Indonesien besucht er Papua-Neuguinea – ein armes Land mit vielen Herausforderungen.
Nur sechs Stunden Flug, doch der Kontrast könnte kaum größer sein. Papst Franziskus hat die zweite Destination seiner bislang längsten Auslandsreise erreicht. Am Freitagabend traf er in Papua-Neuguineas Hauptstadt Port Moresby ein. Die stockfinsteren und windigen Straßen säumten Hunderte Menschen in Motto-T-Shirts, mit Kerzen brachten sie ein wenig Licht ins Dunkle, die Stromversorgung ist spärlich.
Während zuvor in Indonesien, dem bevölkerungsmäßig größten muslimischen Land der Erde, die Menschen nur partiell Anteil am Besuch des höchsten Kirchenvertreters nahmen, scheint im überwiegend christlichen Papua-Neuguinea ein Großteil der Hauptstadt auf den Beinen und in Freude über den Gast aus Rom zu sein. Der letzte Papstbesuch – es war Johannes Paul II. – liegt knapp 30 Jahre zurück.
Damals, 1995, erhob er den Laien Peter To Rot zum ersten Seligen des Landes. Nun treffen To Rots Enkelkinder Papst Franziskus – in roter Kleidung mit aufgedrucktem Porträt ihres Großvaters. Eileen McConnell ist die jüngste Enkeltochter. Sie hält ihren Großvater für ein gutes Vorbild für die nächste Katholiken-Generation. Er passt zum aktuellen Papst, dem die Beteiligung aller Gläubigen – nicht nur die von Priestern oder Bischöfen – an der Verkündigung des Glaubens wichtig ist.
To Rot war ein sogenannter Katechist, unterrichtete Dorfkinder und Erwachsene im katholischen Glauben und besuchte Kranke. Als die Japaner 1942 in Papua-Neuguinea einfielen und viele Priester und Ordensleute verhafteten, übernahm der damals knapp 30-Jährige einen Teil ihrer Aufgaben: Trauungen, Taufen und Beerdigungen. Und der Ehemann und Vater dreier Kinder predigte gegen die von den Japanern vorangetriebene Wiedereinführung der Polygamie, verteidigte die katholische Lehre von der Ehe und feierte trotz Verbots heimlich Wort-Gottesdienste. Dann wurde er verhaftet und 1945 brutal hingerichtet.
Demütig fühle es sich an, einen Seligen in der Familie zu haben, erzählt sein ältester Enkel Peter Senat. Am Samstagmorgen ist er es, der dem Papst eine Figur seines Großvaters als Geschenk überreicht. Franziskus selbst sagte zuvor, dass das “leuchtende Zeugnis” von To Rot lehre, “uns großzügig in den Dienst der anderen zu stellen, um sicherzustellen, dass sich die Gesellschaft in Ehrlichkeit und Gerechtigkeit, in Harmonie und Solidarität entwickelt”. Derweil hoffen seine Familie und viele Katholikinnen und Katholiken des Landes auf die Heiligsprechung To Rots – vielleicht schon im nächsten Jahr.
Zunächst aber steht Papst Franziskus im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Landes, von dem ein Teil einst deutsche Kolonie war. Die Menschen sind arm, die Infrastruktur wenig entwickelt, Naturkatastrophen und Gewalt zwischen verschiedenen Stämmen häufig. In der Hauptstadt säumen unzählige Blechhütten die wenigen Straßen durch die hügelige Landschaft.
Der Papst will in Papua-Neuguinea vor allem für mehr soziale Gerechtigkeit werben, gegen rücksichtslose Ausbeutung von Menschen und Rohstoffen predigen, auf die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam machen und die Menschen, vor allem die zahlreichen Kinder und Jugendlichen, ermutigen. Bis Montag hat der 87-Jährige dafür Zeit, dann reist er weiter nach Osttimor.