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Kritik an Donald Trumps Papst-Spott auch in den USA

Donald Trumps offizielle Veröffentlichung eines KI-generierten Bildes, das ihn als Papst darstellt, wirft Fragen nach seiner mentalen Gesundheit auf. Vizepräsident J. D. Vance spielt die Trumps Selbstdarstellung herunter.

Humor lässt sich darin nur schwer erkennen. Doch der Beitrag eines mit künstlicher Intelligenz erzeugten Fotos von Donald Trump als Papst ist ganz offiziell. Das Weiße Haus hat das Bild in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht, nachdem Trump selbst es über “Truth Social” und “X” verbreitet hatte. Der US-Präsident und seine digitalen Berater verfolgten damit offenbar eine Absicht.

Trump hat die Spur zur Antwort auf diese Frage selbst gelegt, als er am vergangenen Dienstag auf die Frage von Reportern antwortete, wen er sich als nächsten Papst wünsche. “Ich möchte gerne Papst sein”, erklärte der Präsident auf dem Südrasen des Weißen Hauses. “Das wäre meine erste Wahl.”

Es erscheint absurd, dass ein Mann Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken werden möchte, dessen Christentum der verstorbene Papst Franziskus höchstpersönlich infrage gestellt hatte. Hätte ein beliebiger 78-Jähriger auf Facebook ein Bild von sich als Papst gepostet, dächten dessen Angehörige gewiss darüber nach einzugreifen. Nicht im Fall des US-Präsidenten.

Sein Vizepräsident J. D. Vance, der selbst 2019 zum Katholizismus überträt und Papst Franziskus als letzter Staatsmann unmittelbar vor seinem Tod getroffen hatte, sah keinen Anlass zur Kritik. Als der konservative Kommentator Bill Kristol ihn fragte, ob er mit dieser “Respektlosigkeit und Verspottung des Heiligen Vaters” einverstanden sei, antwortete Vance, grundsätzlich sei er “mit Menschen einverstanden, die Witze machen – aber nicht mit Menschen, die dumme Kriege beginnen, die Tausende meiner Landsleute töten”.

Kurios auch die Reaktion des republikanischen Senators Lindsey Graham aus South Carolina. “Ich war begeistert zu hören, dass Präsident Trump offen für die Idee ist, der nächste Papst zu werden”, erklärte der Baptist. “Die erste Papst-US-Präsidenten-Kombination hat viele Vorteile. Wir halten Ausschau nach Weißem Rauch… Trump MMXXVIII!”

Analysten weisen darauf hin, dass Trumps Verhalten als Verspottung verstanden werden könne, die in den USA eine lange Tradition hat. Außerhalb von Maryland, dem einzigen Bundesstaat mit nennenswerter katholischer Präsenz in der Kolonialzeit, waren Katholiken bis zur Verabschiedung Grundrechtekatalogs der “Bill of Rights” 1789 Diskriminierungen ausgesetzt. Trumps Selbstdarstellung als Papst rührt an diese schmerzhafte Geschichte religiöser Intoleranz.

Die katholische US-Bischofskonferenz äußerte sich nicht zu dem Vorfall nur wenige Tage nach der Beisetzung von Franziskus in Rom und kurz vor Beginn der Papstwahl am Mittwoch. Dem New Yorker Kardinal Timothy Dolan, den Trump als anderen guten Kandidaten für das Papstamt empfohlen hatte, war das Verhalten seines alten Bekannten im Weißen Haus sichtbar peinlich. “Das war keine gute Sache”, sagte der Papstwähler laut der Zeitung “La Repubblica” am Sonntag in Rom. Mit dieser Aktion habe Trump einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Deutlich schärfer äußerte sich der Bischof von Springfield im US-Bundesstaat Illinois, Thomas Paprocki. Er forderte eine Entschuldigung von Trump und sagte: Das Bild sei für Katholiken eine tiefe Beleidigung. Dies gelte umso mehr, “da wir immer noch um den Tod von Papst Franziskus trauern und um die Führung des Heiligen Geistes für die Wahl unseres neuen Papstes beten.”

Auch der einflussreiche US-Jesuit und Autor James Martin fand klare Worte. “Stellen Sie sich die lodernde Empörung, die schnelle Verurteilung und die individuellen sowie gemeinsamen Proteste der US-Bischöfe vor, wenn dies Joe Biden oder Barack Obama getan hätten.”

Die ablehnenden Reaktionen in den Sozialen Medien zeigen eine seltene Einigkeit zwischen konservativen und liberalen Katholiken. Der ehemalige Vorsitzende des Republikanischen Partei und praktizierende Katholik Michael Steele nannte den Beitrag einen Beleg dafür, dass Trump “unernst und unfähig” sei. Die Gruppe “Republikaner gegen Trump” nannte es “absolut verabscheuungswürdig”, dass der Präsident und seine Verbündeten den Glauben von mehr als einer Milliarde Katholiken während ihrer Trauerzeit verspotteten.