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Kreuzweg am Kolosseum mit Texten von Papst Franziskus

Die Kreuzwegs-Prozession am Kolosseum am Karfreitag ist immer beeindruckend. Tausende Menschen denken betend über die Bedeutung des Sterbens Jesu nach. Die Meditations-Texte dazu hat in diesem Jahr der Papst geschrieben.

In einer nächtlichen Feier am römischen Kolosseum haben am späten Abend des Karfreitags Christen aus aller Welt an das Leiden und Sterben von Jesus Christus erinnert. In 14 Stationen vollzogen sie den Weg des vor etwa 2.000 Jahren zum Tode verurteilten Mannes aus Nazareth bis zu seinem Grab anhand biblischer Texte nach.

An jeder Station wechselte der Träger jenes Holzkreuzes, das an das Kreuz erinnert, an dem Jesus in Jerusalem hingerichtet wurde. Dazu wurden Texte verlesen, die laut Vatikanangaben Papst Franziskus in diesem Jahr selbst geschrieben hat. Der nach langer Krankheit noch in Genesung befindliche Papst nahm wie bereits in den vergangenen beiden Jahren nicht persönlich am Kreuzweg teil.

In seinem Text deutet Franziskus den Kreuzweg Jesu als einen Weg der Versöhnung. “Der Weg nach Golgatha ist der Abstieg Jesu zur Welt, die Gott liebt”, heißt es in dem Text. Gottes Sohn gehe nicht weg von den Menschen, sondern komme ihnen radikal entgegen, so der Papst. In der Mitte aller Gegensätze stelle er sich “angenagelt” ans Kreuz, “zwischen die Gegensätze”, und bringe sie vor Gott. Das Kreuz sei kein Zeichen von Trennung, sondern ein Ort der Öffnung. Es reiße Mauern ein und stifte Versöhnung, schreibt Franziskus.

In seiner Einführung verweist der Papst auf die Spannung zwischen dem Weg Gottes und dem alltäglichen Leben der Menschen. Der Kreuzweg führe “mitten durch die Straßen unseres Alltags”. Der Mensch gehe oft in die entgegengesetzte Richtung zu der Jesu; doch genau dort könne er Christus begegnen. Am Ende stehe die Entscheidung: umkehren, die Richtung ändern, Christus ansehen, ihm folgen.

Die Kreuzwegs-Zeremonie an Karfreitag gehört in Rom alljährlich zu den eindrucksvollsten religiösen Ritualen rund um Tod und Auferstehung. Tausende Pilger nehmen teil, Millionen von TV-Zuschauern verfolgen sie.

Stellvertretend für den Papst leitete in diesem Jahr der Generalvikar für das Bistum Rom, Kardinal Baldo Reina, die Feier. Zu den Trägern des Kreuzes gehörten unter anderen Migranten und Menschen mit Behinderung. Bei der 13. Station trug es ein Pfleger, der im Februar und März zum Behandlungs-Team um den schwer erkrankten Papst in der Gemelli-Klinik gehörte.