Nach Ansicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) brauchen islamische Religionslehrer, Hochschullehrerinnen und Imame eine solide theologische Ausbildung. Wenn sie dieses aufgeklärte Wissen über den islamischen Glauben in die Gemeinden, Schulen und in der Jugendarbeit an junge Menschen weitergeben, „ist das die beste Prävention gegen Radikalisierung“, sagte er am Donnerstagabend in seiner Rede bei der Übergabe des Neubaus des Zentrums für Islamische Theologie (ZITh) vom Land Baden-Württemberg an die Universität Tübingen. „Und ich bin überzeugt, am Zentrum für Islamische Theologie in Tübingen, im ersten seiner Art und nun im neuen Gebäude, geschieht genau das.“
In den Neubau hat das Land rund 22,8 Millionen Euro investiert. In ihm befinden sich auf einer Fläche von rund 2.500 Quadratmetern eine große Bibliothek, Seminarräume, Besprechungsräume und Büros. Der Neubau wird nicht alleine von der islamischen Theologie genutzt, sondern auch von der katholischen und evangelischen Theologie. Außerdem sind einige Räume vom Fachbereich Psychologie belegt. Seit dem Frühjahr ist das ZITh in den Neubau gezogen, zuvor war es auf zwei Standorte verteilt. Gemeinsam mit dem Theologicum, in dem sich die evangelische und katholische Fakultät befindet, ist damit ein „Campus der Theologien“ entstanden.
„Am Campus der Theologien wird ein enormer Beitrag zum Verständnis der Religionen erbracht sowie interreligiöse Forschung entscheidend vorangetrieben“, sagte Samuel Wagner, Prorektor der Universität Tübingen, in seinem Grußwort. Als Beispiel nannte er den Masterstudiengang „Theologien interreligiös“, den das Zentrum gemeinsam mit den christlichen Theologien verantwortet, sowie ein gemeinsames Forschungsprojekt zur Sakralisierung und Desakralisierung von Texten.
Seit das ZITh 2011 als bundesweit erstes Zentrum für Islamische Theologie gegründet wurde, hat sich viel getan: Es bietet acht Studiengänge an, darunter den Lehramtsstudiengang „Islamische Religionslehre“, Islamische Theologie als Bachelor- und Masterstudiengang und als einzige Universität in Deutschland einen Studiengang zu „Islamische Praktische Theologie für Seelsorge und Soziale Arbeit“, der sich gezielt an zukünftige islamische Seelsorger und Sozialarbeiter richtet.
Insgesamt hat das ZITh derzeit 165 Studierende, darunter 75 Lehramtsstudierende und 31 Doktoranden. Zum Vergleich: In Tübingen gibt es insgesamt 246 Studierende in der katholischen Theologie und 552 in der evangelischen Theologie.(2573/15.11. 2024)