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Krebsforscher: Prävention würde viele Todesfälle verhindern

60 Prozent der Krebstodesfälle könnten durch Prävention und Früherkennung verhindert werden, erklärt der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums, Michael Baumann.

60 Prozent aller Krebstodesfälle in Deutschland könnten durch Prävention und Früherkennung verhindert werden – das erklärte Michael Baumann, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, im Interview mit der Rheinischen Post (Samstag). Etwa 40 Prozent aller Krebsfälle wären dem Krebsforscher zufolge zudem vermeidbar, wenn die Menschen gesünder leben würden. “Knapp 20 Prozent der Krebsfälle sind dabei allein auf das Rauchen von Tabak zurückzuführen, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel liefern einen ebenso großen Beitrag”, erklärte er. Hinzu kämen Infektionen und Umweltfaktoren. Manche Patienten seien gleich von mehreren Risikofaktoren betroffen.

Baumann zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Krebs in Zukunft besiegbar sei: “Es wird kontinuierlich neue Fortschritte geben.” Schon jetzt könne aus dem lebensbedrohlichen Krebs oft eine chronische Krankheit werden. “Auch wenn er nicht heilbar ist, bedeutet das viele Jahre mehr bei guter Lebensqualität”, sagte Baumann. In Deutschland lebten fünf Jahre nach der Krebs-Diagnose 66 Prozent der Frauen, bei den Männern sei die Überlebensrate mit 62 Prozent etwas geringer. Das liege auch daran, dass Frauen oft gesünder lebten als Männer.

Das vor rund 15 Jahren eingeführte Rauchverbot zeigt nach Angaben des Chefs des Deutschen Krebsforschungszentrums Wirkung. So sei die Zahl der Männer, die an Lungenkrebs erkrankten, in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Allerdings würden die Lungenkrebsfälle bei Frauen zunehmen, weil mehr von ihnen als früher rauchten.

Die Fälle von Darmkrebs in Deutschland gingen insgesamt leicht zurück. “Stuhl-Untersuchungen und Darmspiegelungen zeigen hier Wirkung”, sagte Baumann. Allerdings nehme Darmkrebs bei den unter 40-Jährigen zu. Baumann: “Es wird vermutet, dass dies mit dem Lebensstil zusammenhängt. Übergewicht, ungesunde Ernährung und wenig Bewegung sowie Rauchen und Alkohol sind Risikofaktoren für Darmkrebs.” Neue Forschungsarbeiten zeigten, dass auch das Mikrobiom Einfluss habe. Als Mikrobiom wird die Gesamtheit der Bakterien bezeichnet, die den Körper bewohnen.