Wittenberg – Mit einem Festgottesdienst ist die restaurierte Schlosskirche in Wittenberg offiziell wiedereröffnet worden. Damit erstrahlt das weltbekannte Gotteshaus vor dem Start in das Festjahr zu 500 Jahren Reformation in neuem Glanz. An einer Tür der Kirche soll Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 kirchenkritischen Thesen angeschlagen haben. Zur Wiedereröffnung waren unter anderen Bundespräsident Joachim Gauck und die dänische Königin Margrethe II. in die Lutherstadt gekommen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte zu Beginn des Erntedank-Gottesdienstes, nun könnten neben den Gemeindemitgliedern auch Besucher aus aller Welt diesen „kraftvollen Ort“ ganz persönlich erleben. Wenn in wenigen Tagen das 500. Reformationsjubiläum eingeläutet werde, liege die Lutherstadt Wittenberg „im Herzen Europas“, sagte der bayerische Landesbischof. In seiner Predigt zum Erntedankfest sagte der Vorsitzende des Präsidiums der Union Evangelischer Kirchen in der EKD, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad: „Wie eine gesegnete Ernte nehmen wir die Wittenberger Schlosskirche nach ihrer Restaurierung von den Bauleuten wieder in Empfang.“
Bundespräsident Gauck sagte, die Kirche habe „eine lange und wechselvolle Geschichte von ihren Anfängen im Mittelalter bis zur von Kaiser Wilhelm II. eröffneten Neogotik und darüber hinaus“. Die Thesentür der Schlosskirche erinnere „an das unscheinbare Ereignis einer akademischen Disputation, das Weltgeschichte ausgelöst hat“. Luther hatte einer unbestätigten Überlieferung zufolge seine Thesen unter anderem gegen den kirchlichen Ablasshandel an die Tür angeschlagen, um sie zur Diskussion zu stellen. Dieses Ereignis gilt heute als zentraler Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung. Das Festjahr zu 500 Jahren Reformation wird am 31. Oktober eröffnet. In der Schlosskirche, die seit 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, ist auch Luthers Grabstätte.
Die Königin von Dänemark hatte als Geschenk zur Wiedereröffnung der Kirche einen roten Altarbehang gefertigt, der im Gottesdienst erstmals öffentlich präsentiert wurde. Zwischen der dänischen Königsfamilie und Wittenberg gibt es seit der Reformation gute Beziehungen. Dänemark führte die Reformation 1536 ein. Königin Margrethe ist Oberhaupt der evangelisch-lutherischen Volkskirche in Dänemark. Der Altarbehang trägt in der Mitte eine große Lutherrose. Anschließend übernahm die dänische Königin die Baumpatenschaft für eine Blumenesche im Luthergarten in Wittenberg. Die symbolische Baumpflanzung war die 338. im Luthergarten, einem internationalen ökumenischen Projekt des Lutherischen Weltbundes (LWB). epd
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„Kraftvoller Ort“
Festakt zur Wiedereröffnung der Schlosskirche in Wittenberg. Die dänische Königin Margrethe II. schenkt einen Altarbehang und pflanzt einen Baum im Luthergarten
Rolf Zoellner