Der künftige Kardinal Francois Bustillo will sich durch die Krise der Kirche nicht lähmen lassen. Seit ihren Anfängen habe sie alle Krisen überlebt, von der Verfolgung im Römischen Reich bis zum Mai 1968 und der Krise der Moderne, sagte der Bischof von Ajaccio auf Korsika im Interview der Zeitung “La Croix” (online Donnerstag). Mit dem “immer noch großen menschlichen und spirituellen Potenzial müssten Christen kreativ und mutig umgehen. Der gebürtige Spanier Bustillo wird am Samstag (30. September) von Papst Franziskus in Rom zum Kardinal ernannt.
Der Ordensmann sieht in einer Gesellschaft, die sich von Religion distanziert und “ihr inneres GPS verloren” habe, eine Chance. Man werde die Menschen nicht durch neue Kommunikation oder Verführungstaktiken erobern, sondern durch Antworten auf existenzielle Fragen zu Tod, Jenseits, Liebe. “Um Liebe und inneren Frieden zu finden, gehen unsere Zeitgenossen heute an den Amazonas, um Schamanen zu treffen, oder nach Tibet… Aber wer kennt die christliche Tradition?”, so der künftige Kardinal.
Als ein Beispiel zur Begegnung nennt Bustillo etwa Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Sie würden vielfach von Menschen besucht, die nicht katholisch sind, sich aber aus Freundschaft zu ihren Lieben dafür entschieden hätten, dort zu sein. In solchen Momenten müsse man sehr gut sein: “Es wäre unverantwortlich, 400 Menschen vor sich zu haben und ihnen eine zurückgelehnte, geschmacklose oder zuckersüße Rede zu halten.” Da gelte es, die zentralen Botschaften für das Leben zu geben, klar und ohne Verführung. Vielleicht stellten sich dann 5 der 400 Menschen essenzielle Fragen für ihr Leben.
“Steht irgendwo geschrieben, dass wir mächtig sein müssen?”, fragt Bustillo und antwortet: “Nirgends.” Aber die Kirche verfüge über ein starkes und bedeutendes Erbe für die Welt. Dieses heute wenig bekannte Erbe müsse sie einbringen, “ohne Komplexe und ohne Arroganz”.
Bustillo (54) ist Mitglied des Franziskanerordens und seit 2021 Bischof von Ajaccio auf Korsika. Geboren im spanisch-baskischen Pamplona, entschied er sich nach seinem Studium in Toulouse für einen Dienst in Frankreich – wegen der stärkeren Entchristlichung dort. Neben Aufgaben in Pfarrseelsorge und Bistumsverwaltung war er von 2006 bis 2018 Kustos der Franziskanerprovinz von Frankreich und Belgien.
Im Erzbistum Narbonne war Bustillo zuständig für die neuen geistlichen Gemeinschaften und den interreligiösen Dialog. Zudem wirkte er vor seiner Bischofsernennung als Guardian des Konvents Saint Maximilien Kolbe in Lourdes, als Bischofsbeauftragter für die Lourdes-Wallfahrten und für den Schutz Minderjähriger.