Die bayerische evangelische Landeskirche hat laut dem künftigen Landesbischof Christian Kopp Nachholbedarf beim Marketing. Nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ müsse man schauen, dass die Menschen mit ihren jeweiligen Lebenssituationen das passende kirchliche Angebot für sich finden, sagte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag in München. Aus Tradition sei kaum noch jemand Kirchenmitglied. „Wer jetzt Kirchenmitglied ist, ist das aus Überzeugung.“ Menschen, die grundsätzlich sagten, dass sie Religion interessiere, müsse man wieder neugierig machen, mahnte Kopp.
Bei künftig weniger Pfarrpersonal und Kirchenmitgliedern müsse die Kirche passgenaue Angebote schaffen. Dazu brauche es Teams in den Regionen, die die Situation vor Ort gut kennen und die noch besser als bisher zusammenarbeiten. „Keine Pfarrerin und kein Diakon kann heute mehr sagen, dass er oder sie nur für seine Gemeinde zuständig ist“, sagte Kopp. Angesichts schwindender Mitgliedszahlen verringere sich außerdem der finanzielle Spielraum von Kirche.
Es werde deshalb Kürzungen geben müssen, beispielsweise bei den vielen Gemeindehäusern der 1960er- und 70er-Jahre. Kooperationen mit katholischen Gemeinden oder der jeweiligen Kommune seien denkbar. Man könne sich auch am Sozialen Wohnungsbau beteiligen oder Gebäude verkaufen. Da gebe es „viele Ideen und Möglichkeiten“.
Den kirchlich-diakonischen Auftrag müsse die Kirche aber weiterhin erfüllen. „Menschen brauchen Beratung, wenn sie in Not sind“, sagte Kopp. Gerade aus diesem enorm gefragten Arbeitsfeld ziehe sich der Staat aber derzeit massiv zurück. „Wir werden deshalb alles dafür tun, dass wir diese Arbeit erhalten können“, erklärte Kopp. Auch der Bereich der Kitas bleibe wichtig: Konfessionelle Kitas wie auch Schulen hätten ein Wertekonstrukt und einen wertschätzenden Umgang. Das überzeuge auch kirchenferne Menschen.
Die bayerische evangelische Landeskirche hatte 2017 ihren Prozess „Profil und Konzentration“ gestartet, um die Kirche angesichts von sinkenden Mitgliedszahlen, sinkenden Kirchensteuereinnahmen und einem kleiner werdenden Pfarrernachwuchs zukunftsfest zu machen. (01/3455/24.10.2023)