Umweltschützerinnen und -schützer werden in Kolumbien nach Einschätzung der Aktivistin und Juristin Diana Álvarez aus Gier getötet. Die Angriffe geschähen vor allem in den Regionen, in denen ausländische Unternehmen Rohstoffe abbauen, sagte die Direktorin der Umweltorganisation Tierra Digna dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es werde immer schwieriger, sich in Kolumbien für Natur und Menschen einzusetzen.
So hätten sich die Gebiete des Landes, in denen Kohle für westliche Länder wie Deutschland abgebaut wird, immer mehr zu einem „Korridor des Todes“‘ entwickelt, sagte Álvarez. Und das, obwohl die neue Regierung des früheren Guerillero Gustavo Petro Besserung versprochen habe. Zwar könne man nicht in allen Fällen mit Sicherheit sagen, ob die Unternehmen mit den illegal bewaffneten Gruppierungen zusammenarbeiteten. Beim brutalen Vorgehen des US-amerikanischen Kohlekonzerns Drummond gegen Umweltschützer und Gewerkschaftsangehörige sei dies jedoch bestätigt, sagte die Anwältin.
Nach Angaben der internationalen Organisation Global Witness ist das südamerikanische Land das derzeit gefährlichste für Umweltaktivistinnen und -aktivisten, gefolgt von Brasilien und Mexiko. Im vergangenen Jahr wurden in Kolumbien demnach 60 von ihnen aufgrund ihres Engagements getötet. Weltweit waren es 177.
Dahinter stünden eine bestimmte Vorstellung von Reichtum und die Landgier von Unternehmen und Einzelpersonen, sagte Álvarez. Dabei würden vor allem Engagierte in Entwicklungsländer und dort vor allem Angehörige indigener Gemeinschaften bedroht und getötet. In Kolumbien führe dies neben den anhaltenden Kämpfen bewaffneter Gruppen dazu, dass viele Aktivistinnen und Aktivisten mit ihren Familien ihre Heimat verlassen müssten. „‘Die aktuelle Situation ist sehr, sehr kritisch, die Landbevölkerung hat Angst.“
Zwar habe die Regierung Gespräche organisiert, an denen neben 14 indigenen Gemeinschaften auch verschiedene Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen beteiligt seien. Aber selbst dieser Prozess und die Teilnehmenden würden bedroht, kritisiert Álvarez, die für Tierra Digna teilnimmt. Eine Klage bei der Generalstaatsanwaltschaft sei bisher ohne Erfolg geblieben, der Prozess gehe schleppend vorwärts. „Wir können nicht auf die Hilfe nationaler Institutionen zählen.“ Deshalb seien sie auf ausländische Verbündete wie die deutsche Botschaft angewiesen, die sich bisher als große Unterstützung erwiesen habe.