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Kölner Schriftsteller Jürgen Becker im Alter von 92 Jahren verstorben

Der Lyriker, Prosaist und Hörspielautor Jürgen Becker ist tot. Der Schriftsteller starb bereits am Donnerstag im Alter von 92 Jahren in seiner Heimatstadt Köln, wie eine Sprecherin des Suhrkamp Verlages dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag mitteilte. Zuerst hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag) darüber berichtet.

Jürgen Becker, der 2014 für sein Lebenswerk mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden war, zählte mit zu den prägenden Autoren der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit. Noch in diesem Jahr war sein neuster Band „Nachspielzeit. Sätze und Gedichte“ im Suhrkamp Verlag erschienen. Die Buchvorstellung im Literaturhaus Köln Ende August musste er allerdings aus gesundheitlichen Gründen absagen, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schrieb.

Der Zweite Weltkrieg und die deutsch-deutsche Trennung durch den Bau der Mauer 1961 waren immer wiederkehrende Themen in Beckers Werk, mit denen er sich kritisch auseinandersetzte. Nazi-Deutschland habe den Krieg „verdient und zurecht“ verloren, hatte Becker 2014 bei der Preisverleihung des Büchner-Preises gesagt. Der Gedanke, dass deutsche Worte nach 1945 auf Menschen in den Nachbarländern unerträglich wirkten, habe ihn lange irritiert. Er habe dadurch seine „sprachliche Unschuld“ verloren und erkannt, „das Sprache keine Privatsache und schon gar kein neutrales Medium ist, sobald sie öffentlichen Raum einnimmt“.

Becker wude am 10. Juli 1932 in Köln geboren. Die Kriegsjahre erlebte er als Kind und Jugendlicher im thüringischen Erfurt. 1947 übersiedelte er nach Waldbröl in Westdeutschland und kehrte drei Jahre später in seine Heimatstadt zurück. Ein Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte brach Becker ab. Nach Stationen beim Westdeutschen Rundfunk und als Lektor im Rowohlt-Verlag arbeitete er ab 1968 als freier Schriftsteller. Von 1974 bis 1994 leitete er die Hörspielredaktion des Deutschlandfunks in Köln.

Beckers ersten Prosawerke waren „Felder“ (1964) und „Ränder“ (1968), danach erschienen Lyrikbände wie „Das Ende der Landschaftsmalerei“ (1974). Zu seinem Werk zählen außerdem unter anderem „Foxtrott im Erfurter Stadion“ (1993), „Dorfrand mit Tankstelle“ (2007) oder „Scheunen im Gelände“ (2012).