Olaf Scholz (SPD) als Faultier, Christian Lindner (FDP) als geiziges Schwein und Annalena Baerbock (Grüne) als Elefant zwischen Porzellanscherben: Die Kölner Persiflagewagen für den Rosenmontagszug sind in diesem Jahr besonders politisch und nehmen vor allem die Ampelregierung mit ihren Streitthemen aufs Korn. Aber auch Kriege, Flüchtlingspolitik und der Umgang mit der AfD sind Themen der Motive, die am Dienstag beim Wagenrichtfest in der Kölner Wagenbauhalle vorgestellt wurden.
So widmen sich die Kölner Jecken etwa dem Loch im Bundeshaushalt und dem zähen Ringen um Sparmaßnahmen: Finanzminister Lindner wird als Molières „Der Geizige“ dargestellt, der in Gestalt eines Schweines über die Schuldenbremse wacht. Währenddessen entspannt das Kanzler-Faultier mit Scholz-Gesicht auf einem Baum. Auch die Grünen bekommen ihr Fett weg: Parteivorsitzende Ricarda Lang und Wirtschaftsminister Robert Habeck reiten bewaffnet mit Windrad und Sonnenblume auf einem geflügelten Betonklotz durch die brennende Republik und Außenministerin Baerbock tanzt als Elefant mit ihrer wertebasierten Außenpolitik durch Porzellantrümmer.
Auf einem weiteren der insgesamt 24 Persiflagewagen fragt sich der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski: „To be or NATO be“. Auf einem anderen verbündet sich der russische Präsident Wladimir Putin mit China und dem Iran gegen den Rest der Welt. Er hält eine Atomrakete in der Hand und trägt ein Brett an die Stirn genagelt.
Der Rosenmontagszug steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wat e Theater – Wat e Jeckespill“. So sind Wagenmotive auch in Anlehnung an bekannte Theaterstücke gestaltet. Zu dem 8,7 Kilometer langen Zug, der ab zehn Uhr vom Chlodwigplatz durch die Innenstadt bis zur Mohrenstraße zieht, werden Hunderttausende Jecken erwartet. Beim Wagenrichtfest segneten der Kölner Stadtdechant Robert Kleine und der evangelische Pfarrer Otmar Baumberger die Wagen, ihre Besatzung sowie Helferinnen und Helfer. Sie betonten, der Karneval solle Freude und Licht in die Welt bringen und riefen die Menschen dazu auf, zusammenzuhalten.
Der Wagen „Etwas ist faul im Staate…“ zeigt die AfD in Gestalt von Alice Weidel, die sich von drei Figuren in den Farben der Ampel-Parteien zu einem breit grinsenden Ballon aufpumpen lässt. Die AfD ist auch in einem Motiv mit mehreren zum Hitlergruß erhobenen Armen Thema: auf einem der Arme prangt eine Binde mit ihrem Parteisymbol. Sahra Wagenknecht zerreißt das Parteilogo der Linken und spreizt ihre Beine vom linken bis zum rechten politischen Rand.
Eine Figur mit Europa-Frontex-Zylinder und einer spitzen Nadel in der Hand empfängt unter dem Titel „Willkommen, bienvenue, welcome“ Flüchtlinge in einem Schlauchboot auf dem Mittelmeer. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wiederum wird unter der Überschrift „Trauerspiel“ mit verdeckten Augen bei der Studie von Missbrauchsfällen gezeigt. Weitere Themen der Persiflagewagen sind etwa die Bauern-Proteste, Probleme im Bildungsbereich, gendergerechte Sprache und die Erderhitzung.
Auch regionale Streitfragen werden auf einigen Wagen aufs Korn genommen: So wird die Kölner Verkehrspolitik etwa als „Affentheater“ mit „Keinbahnstraße“ dargestellt. Die stark gestiegenen Kosten für die Sanierung der Kölner Oper werden durch Bob den Baumeister aufgegriffen, der ankündigt, bald werde auf den Bühnen der Stadt statt der „Dreigroschenoper“ die „900.000.000-Euro-Oper“ aufgeführt.