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Kochen vor der Kirche

Das Projekt „Kitchen on the Run“ will Flüchtlinge und Einheimische zusammenbringen: Gemeinsam kochen und essen – das geht auch, wenn es mit der Sprache noch nicht so klappt

Essen hält nicht nur Leib und Seele zusammen, sondern bringt auch Menschen zueinander, die sonst kaum Berührungspunkte haben. Davon ist auch Martina Schüler überzeugt. Deswegen hat die Sozialarbeiterin „Kitchen on the Run“ nach Brackwede (Bielefeld) geholt. „Kitchen on the Run“ könnte frei übersetzt werden mit „Küche unterwegs“.
Genau das ist es auch: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts reisen mit ihrem Küchencontainer durch Deutschland und Europa und organisierenKochveranstaltungen. Das Besondere dabei: Das Zielpublikum sind geflüchtete Menschen sowie Einheimische, die gemeinsam in diesem Container kochen und sich kennenlernen wollen.

Begegnung beim Schnippeln und Bruzzeln

Martina Schüler begleitet im Bielefelder Stadtteil Brackwede im Rahmen der Stadtteilkoordination der Diakonie die Integration geflüchteter Menschen. „Sie bleiben oft unter sich und es ist gar nicht so einfach, andere kennenzulernen“, sagt die Sozialarbeiterin. Als sie von „Kitchen on the Run“ gehört hat, war sie gleich begeistert. Sie hat mit dem Bezirksamt und der Bezirksverwaltung Kontakt aufgenommen und eine Bewerbung eingereicht. „Vier Orte sollten ausgewählt werden. 27 haben sich beworben.“ Martina Schüler freut sich sehr, dass Brackwede den Zuschlag bekommen hat.
Voraussetzung für die Bewerbung war, dass es ein Ort oder ein Stadtteil ist mit unter 50 000 Einwohnern und dass viele Flüchtlinge dort leben. Im Bezirk Brackwede sind es derzeit zwischen 600 und 700 Geflüchtete. „Genau kann man es nicht sagen, weil einige bereits bei jemandem untergekommen sind oder eine eigene Wohnung haben“, weiß Martina Schüler.
Bis zum 24. September gastiert also „Kitchen on the Run“ – ein Projekt des Berliner Vereins „Über den Tellerrand“ – auf dem Kirchplatz in Brackwede. Jeweils von Dienstag bis Freitag können von etwa 17.30 bis 22 Uhr bis zu 25 Flüchtlinge und Einheimische kostenlos gemeinsam kochen, neue Rezepte ausprobieren, sich etwas zeigen lassen und sich kennenlernen. Zum Abschluss ist am 24. September ein großes Picknick vorgesehen. Neben den Kochabenden sind weitere Veranstaltungen in Planung. „Der Container kann auch für andere Angebote genutzt werden“ sagt Martina Schüler. „Solange es um Begegnung geht.“
Sie selbst hat bereits in Wismar einen Abend mitgekocht. „Das war toll“, schwärmt sie. „Der Kochcontainer ist gut gemacht, Architekturstudenten haben ihn gestaltet. Es ist eine super Atmosphäre.“ Außerdem gefällt ihr der Event-Charakter. Und: „Ein Abend ist unverbindlich. Man kommt in Kontakt und vielleicht entsteht mehr daraus.“ Das gemeinsame Kochen und Essen dient als Kommunikationsmittel, wenn die gemeinsame Sprache vielleicht noch fehlt. Bereits im Vorfeld gab es einige Anfragen und Anmeldungen. „Ich habe die Hoffnung, dass es immer voll wird.“ Wichtig sei es, dass in den Flüchtlingseinrichtungen gut dafür geworben wird.
Brackwede ist übrigens der einzige Ort in Nordrhein-Westfalen, wo „Kitchen on the Run“ stattfindet. Davor war das Projekt in Wismar, Frankfurt/Main und Lörrach.

Wer Interesse hat teilzunehmen, kann sich im Internet anmelden: www.kitchenontherun.org.