Der Klimawandel macht sich immer deutlicher bemerkbar. 2024 wurde laut dem EU-Klimadienst Copernicus erstmals bezogen auf ein ganzes Kalenderjahr die für das Klimasystem wichtige 1,5-Grad-Marke überschritten. Auch in anderen Bereichen wurden demnach Rekordwerte erzielt. Ein Überblick über das Klimajahr 2024:
1. Wärmstes Jahr seit Wetteraufzeichnung
Das Jahr 2024 war den Daten zufolge das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von 15,1 Grad Celsius war es 0,12 Grad wärmer als im bisherigen Rekordjahr 2023. Zwar hat auch das regionale Klimaphänomen El Niño, das das Wetter weltweit beeinflusst, eine Rolle gespielt. Aber die Hauptursache für die Erwärmung ist der Klimawandel, der maßgeblich durch den Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 verursacht wird. Die Daten zeigten einmal mehr unmissverständlich, „dass das Klima sich weiter erwärmt“, erklärte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo.
Das bestätigt der Klimaforscher Mojib Latif: „Alle dargestellten Trends der vergangenen Jahrzehnte sind ohne den menschlichen Einfluss nicht zu erklären“, sagte der Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel dem „Science Media Center“ (SMC). Latif warnt: „Wir leben inzwischen in einer neuen Welt, die wir nicht kennen und an die wir nicht angepasst sind.“
2. 1,5-Grad-Ziel überschritten
Bezogen auf ein Kalenderjahr wurde 2024 erstmals die 1,5-Grad-Schwelle überschritten: So sei es im Schnitt um 1,6 Grad Celsius wärmer gewesen als zur vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900). Das auf der Klimakonferenz in Paris 2015 vereinbarte Ziel sieht vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Trotz des Überschreitens ist dieses Ziel nicht automatisch gerissen. Dafür müsste die Temperatur laut Copernicus über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren im Durchschnitt darüber liegen. Doch auch das ist vielen Fachleuten zufolge wahrscheinlich. „Physikalisch ist das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, unerreichbarer denn je“, sagte etwa die Leiterin Klimamodellierung am Institut für Meereskunde der Universität Hamburg, Johanna Baehr, dem SMC. Ziel müsse nun sein, so wenig wie möglich über 1,5 Grad hinauszugehen.
3. Zunahme von Extremwetter
Die 1,5-Grad-Grenze ist nicht nur symbolisch wichtig; wird sie dauerhaft überschritten, drohen laut Weltklimarat mehr Extremwetterereignisse wie starke Regenfälle oder lange anhaltende Dürren. Das Ausmaß solcher Veränderung zeigt auch der Copernicus-Bericht auf. Von schweren Stürmen bis zu Fluten oder Walbränden seien extreme Wetterereignisse beobachtet worden, hieß es. Beispiel Hitzewellen: In der nördlichen Hemisphäre gab es 2024 den Daten zufolge mehr Tage mit „starker Hitzebelastung“ als im Durchschnitt.
In Erinnerung bleiben aus dem vergangenen Jahr auch die Flutkatastrophen in Spanien sowie in Teilen West- und Zentralafrikas. Die Copernicus-Fachleute weisen darauf hin, dass die Menge an Wasserdampf in der Atmosphäre vergangenes Jahr einen Rekordwert erreicht hat. Demnach lag sie sogar fünf Prozent über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020. Die Folge: Extreme Regenfälle werden wahrscheinlicher. Zudem trage die höhere Luftfeuchtigkeit in Kombination mit hohen Meerestemperaturen zur Entstehung schwerer Stürme bei, darunter tropische Wirbelstürme.
4. Rekordtemperaturen in Europa
Europa war laut den Daten ebenfalls mit Rekordtemperaturen konfrontiert. So habe die aufs Jahr berechnete Durchschnittstemperatur hier bei 10,69 Grad Celsius gelegen – und damit 0,28 Grad über dem bisherigen Höchststand von 2020. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 entspricht dies sogar einem Anstieg von 1,47 Grad. Weltweit betrachtet wurde vergangenes Jahr auch ein neuer Tagesrekord aufgestellt: Am 22. Juli lag die globale Durchschnittstemperatur laut Copernicus bei 17,16 Grad Celsius und damit so hoch wie nie zuvor.