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Kirchenvertreter fordern kritische Debatte zu Israels Siedlungspolitik

BOCHUM – Evangelische Kirchenvertreter fordern eine kritische Diskussion über den Konflikt zwischen Israel und Palästina auch in der Kirche. Der rheinische Altpräses und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, betonte in Bochum, Kritik an Israel müsse möglich sein, ohne als Antisemit hingestellt zu werden. Die Kirchen, die sich für die Existenz eines Staates Israel eingesetzt hätten, müssten offen anerkennen, „dass die Besatzung auch Leiden verursacht“.
Menschen, die die Landansprüche Israels mit der Bibel zu rechtfertigen versuchten und als eine Art „endzeitlichen Gottesplan“ darstellten, dürften nicht unterstützt werden, betonte Kock bei der Podiumsdiskussion „Der Israel-Palästina-Konflikt – und das Schweigen der Kirche!?“ in der Stadtakademie Bochum. „Da bleibt kaum Raum für einen pragmatischen Diskurs“, sagte er.
Israelische Stimmen, die Kritik am Handeln des eigenen Landes übten, würden „in wahnsinniger Weise zurückgedrängt in ihren Möglichkeiten“. Das erschwere Friedensinitiativen erheblich.
Dagegen wies der Beauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen für den christlich-jüdischen Dialog, Ralph van Doorn, Kritik zurück, die EKD äußere sich nur sehr verhalten zum Israel-Palästina-Konflikt. In den Institutionen der EKD gebe es viel Engagement für Frieden sowie Fortbildungen und Reisen. Zudem werde das Schulwesen in Palästina gefördert.
Der Theologe Bertold Klappert rief zum Boykott von Waren aus besetzten Palästinenser-Gebieten auf. Damit könne jeder Einzelne ein Zeichen setzen und Druck auf den Friedensprozess ausüben. „Es geht hier nicht um einen Total-Boykott gegen den Staat Israel“, betonte der emeritierte Theologie-Professor der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. Ende vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission die Einführung einer Kennzeichnungspflicht für sogenannte Siedlerprodukte wie Obst und Gemüse beschlossen.
Klappert sprach sich für eine Konföderations-Lösung in dem Konflikt aus. Die häufig zitierte Zwei-Staaten-Lösung sei hingegen kaum umsetzbar, sagte der Theologe. epd