Neue Akzente verspricht der Kirchentag in Hannover zum Auftakt am Abend der Begegnung am Mittwoch, 30. April. Ein Vesperkirchenzelt und eine Bühne sollen die Besucherinnen und Besucher bereits am Hauptbahnhof der niedersächsischen Landeshauptstadt begrüßen und auf das große Fest des Glaubens einstimmen, kündigten die Veranstalter an. So sollen im Zentrum der Stadt ein Begegnungscafé und eine Tanzfläche entstehen. Insgesamt sollen den Angaben der Organisatoren zufolge allein zum Abend der Begegnung rund 200 Stände und acht Bühnen aufgebaut werden. Für Jugendliche sei ein eigenes Bühnenprogramm geplant, hieß es.
Außerdem werde am Mittwochabend zwischen den Ständen an vier oder fünf Orten erstmalig ein „Abendmahl unterwegs“ angeboten, sagte Pastor Andreas Behr, der Kirchentagsbeauftragte der Landeskirche Hannovers. „Das Besondere ist dabei, dass es keine gottesdienstlich geprägten Orte sind. Es wird auch kein klassischer Altar aufgebaut, sondern alles bleibt sichtbar mobil“, so Behr.
Mit Missbrauchs-Betroffenen ins Gespräch kommen
Prägen werden den Kirchentag vor allem politische Formate. Es seien mehr „Veranstaltungen aus aktuellem Anlass“ geplant als je zuvor, kündigten die Organisatoren an. „Wir beobachten die aktuelle politische Lage rund um die Wahl“, erklärte Lisa Hartkopf, die für die regionale Öffentlichkeitsarbeit des Kirchentags zuständig ist. Außerdem seien mehrere Podien zum Thema Frieden und Sicherheit vorgesehen. Ein Thema sei die „Deutsche Zerrissenheit: Mit Waffen Frieden schaffen?“, ein Podium, an dem auch Vertreter der Bundeswehr beteiligt sein werden.
Ebenso sei das Thema „Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt“ an mehreren Stellen im Programm vertreten. Ziel der Kirchentagsmacherinnen und -macher sei es, mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen, betonte Hartkopf.
Der Kirchentag will auch “Nach dem Rechten sehen”
Auch den Umgang mit Rechtspopulismus und Rechtsextremismus werde der Kirchentag aufgreifen, so Hartkopf weiter. Vor allem als Hilfe für Gemeinden und Kirchenvorstände. So sei im geistlich-liturgischen Teil des Programms in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Katholiken das Podium „Nach dem Rechten sehen“ vorgesehen, das auch ein Mitmachforum umfasse. Beteiligt seien unter anderem Anne Gidion, die Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Marula Richter, eine Pfarrerin in der Mittelmark.
Ein wichtiger Programmpunkt im Zentrum Geschlechterwelten und Regenbogen sei das Podium zum Thema „Sexarbeit zwischen Anerkennung und Kriminalisierung“ und zu der Frage, was eine gerechte Prostitutionspolitik ausmacht.
Besondere Akzente dürfen die Besucherinnen und Besucher des Kirchentags in Hannover auch vom musikalischen Programm erwarten. Geplant seien laut Lisa Hartkopf mehrere große Konzerte, darunter ein Großkonzert für Demokratie.
Konzert mit dem “Flächengold” des Kirchentags
Einer der Künstler sei der schwedische Posaunist und Sänger Nils Landgren, der zusammen mit einem renommiert besetzten Ensemble und mehr als tausend Bläserinnen und Bläsern, dem sogenannten „Flächengold“ des Kirchentages, unter dem Titel „Nils Landgren und Flächengold“ auftritt. „Das Konzert soll quer durch verschiedene Stilrichtungen mit dem Schwerpunkt Jazz führen und zum Klingen bringen, was der Seele guttut und Laune macht“, erklärt Hartkopf.
Kirchentag-Premiere werde das Projekt „Rund um die Uhr: Singen“ feiern. Es handele sich um eine Mitmachaktion, die am Mittwoch starte und bis Sonntag durchlaufe, wirbt Hartkopf. „Das geht nonstop, Tag und Nacht. Wer kommt, singt mit.“ Singbegeisterte und Neugierige ohne musikalische Vorkenntnisse seien ebenso willkommen wie erfahrene Chorsängerinnen und Chorsänger. „Wir feiern das gemeinsame Singen mit besonderen Musikerinnen und Musikern, Chören und Ensembles und freuen uns insbesondere auf das Singen in der Nacht und zu Sonnenaufgang.“
Die epn sorgt für die Buchhandlung
Geplant sei ebenfalls ein „Preacher vs. Poetry Slam”. Vier Poetinnen und Poeten treten gegen vier Predigerinnen und Prediger an, darunter die 16-jährige Lotta Egbert, die den Vorentscheid gewonnen hat (wir berichteten). Selbst für Bücher ist auf dem Kirchentag gesorgt. Erstmals werde die Evangelischer Presseverband Norddeutschland GmbH (epn) die Kirchentagsbuchhandlung stellen, kündigte Geschäftsführer Matthias Gülzow an.
Für Hannover indes sind Kirchentage mit einigen Hunderttausend Teilnehmenden beinahe Routine. Hier fand auf Initiative von Reinold von Thadden 1949 der erste Kirchentag statt, mittlerweile ist es der fünfte. (mit Material von epd)