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Kirchenpräsidentin Wüst: Kirchen sollen Europas Hoffnungsträger sein

Die Pfälzer Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hat die christlichen Kirchen in Europa dazu aufgerufen, „Hoffnungsträger“ in einer immer komplexeren Welt zu sein. Die Kirchen müssten stärker aufzeigen, was sie für die Menschen tun könnten, die sich im „Diesseitsstress“ aufrieben, sagte Wüst am Donnerstagabend im Europäischen Parlament in Straßburg bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Braucht Europa die Kirchen?“.

Die Kirchen dürften angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel und der Krise der Demokratie nicht in eine allgemeine Weltuntergangsstimmung einstimmen, appellierte die Kirchenpräsidentin vor rund 150 Kirchenvertretern aus dem Elsass, Lothringen, Baden und der Pfalz. Eingeladen zur Veranstaltung hatte die Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL) anlässlich ihres Jubiläums „500 Jahre Martin Bucer in Strasbourg“.

Mit Blick auf die wachsende Fremdenfeindlichkeit und den Nationalismus in Europa, forderte Wüst, die Kirchen müssten ihr Wort erheben, wenn die Religion für politische Ziele missbraucht werde. Der zunehmende Erfolg der AfD in Deutschland bereite ihr Sorgen. Die Kirchen müssten die Ängste der Menschen auch mit Blick auf die Zuwanderung ernst nehmen. Diese seien ein Nährboden für Hass.

Der lutherische Bischof von Ungarn, Tamás Fabini, rief die Kirchen in Europa dazu auf, „ein Beispiel für die Bewahrung demokratischer Werte“ zu geben. Viele Menschen seien auch deshalb gleichgültig gegenüber den Kirchen und ihrer Botschaft, weil sie glaubten, dass diese sich von der Politik vereinnahmen ließen, sagte Fabini, der auch Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes für Mittel- und Osteuropa ist.

Die Straßburger Religionssoziologin Anne-Laure Zwilling sprach sich dafür aus, das Miteinander der Religionen in Europa zu stärken. Die Hoffnung für den durch religiöse und kulturelle Vielfalt geprägten Kontinent seien „die Menschen, die täglich die Interreligiosität leben“, sagte sie.