Angst und Spaltung im Wahlkampf: Kirchenpräsidentin Tietz kritisiert gesellschaftliche Verrohung und unsolidarischen Umgang mit Schwächeren. Sie warnt vor extremistischen Parteien und selbsternannten Deutschland-Rettern.
Die neue Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau rät dazu, bei der Wahlentscheidung “hinter die Wahlkampfpolemik” zu schauen. “Wachsamkeit empfehle ich vor allem mit Blick auf extremistische Parteien und ihre permanente Erzählung des Trennens und Zerreißens, ihre Angstmacherei und ihre Behauptung, dass sie alleine Deutschland retten können”, sagte Christiane Tietz, die seit Samstag Kirchenpräsidentin ist, am Montag in Darmstadt.
Momentan herrschten oft Härte und Unmenschlichkeit – gerade in Debatten über den Umgang mit sozial schwächeren Personen. “Gerade in der deutschen Geschichte haben wir erlebt, was aus einer Gesellschaft wird, die ganze Menschengruppen abwertet und ausgrenzt”, führte Tietz aus. Sie nehme wahr, dass versucht werde, den Menschen Angst einzureden und die Gesellschaft auseinanderzutreiben. Die Gesellschaft brauche stattdessen “Nächstenliebe und Zusammenhalt”.
Tietz plädierte dafür, Menschen in Not zu helfen – insbesondere Christinnen und Christen seien dazu angehalten. “Auch das gehört zu den christlichen Grundüberzeugungen: Die Bibel ist zum Großteil eine Migrationsgeschichte”, sagte sie.
Zur hessen-nassauischen Kirche gehören Gebiete in den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz mit rund 1,3 Millionen evangelischen Kirchenmitgliedern.