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Kirchenpräsident Jung: Jesus ist mit im Boot

Der scheidende Kirchenpräsident Volker Jung hat in seinem letzten Bericht vor der Kirchensynode seine 16-jährige Amtszeit als eine Zeit der Abfolge von Krisen beschrieben. In einer Krise stelle sich die Frage, „ob wir im Boot bleiben oder bei der nächsten Gelegenheit das Boot verlassen“, sagte Jung am Mittwoch vor der in Frankfurt am Main tagenden Synode. Im Glauben könne man Halt finden, betonte der Kirchenpräsident: „Jesus Christus, der Wind und Wellen gebietet, ist mit im Boot.“

Die EKHN habe sich immer für eine Flüchtlingspolitik eingesetzt, die sich an den Menschenrechten und der Menschenwürde orientiert, sagte Jung. Dies liege in der biblischen Tradition begründet. Das Asylrecht und der Flüchtlingsschutz dürften nicht infrage gestellt werden. Die Kirche stelle sich gegen jede Form von Diskriminierung, betonte der Kirchenpräsident, der gegen Jahresende in Ruhestand geht.

Jung lenkte den Blick auch auf die Klimaerhitzung. „Ich frage mich, ob spätere Generationen nicht viel kritischer auf das schauen werden, was wir gegen die von Menschen verursachten Klimaveränderungen getan haben – oder auch wider besseres Wissen unterlassen haben“, sagte er.

Für die Zukunft habe die Kirche die Aufgabe, „die Frage nach Gott wach zu halten und sie auch neu zu wecken“, sagte der scheidende Kirchenpräsident. Dazu brauche es Menschen, die ihren Glauben überzeugend lebten. Die Kirche sei herausgefordert, die Demokratie zu stärken und für die unantastbare Würde aller Menschen einzutreten.

Die EKHN erwartet in diesem Jahr Einnahmen aus der Kirchensteuer in Höhe von 515 Millionen Euro. Das Ergebnis liege knapp unter dem des Vorjahrs (517 Millionen Euro), sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses der Synode, Christian Heß. Damit seien die Einnahmen aus der wichtigsten Finanzquelle der EKHN erstmals unter dem Plan geblieben. „Die reale Kaufkraft der Kirche sinkt“, kommentierte Heß.

Die Unabhängige regionale Aufarbeitungskommission (URAK) zur sexualisierten Gewalt soll im Frühjahr des kommenden Jahres in Hessen-Nassau ihre Arbeit aufnehmen. Aktuell werde die Kommission mit sieben Personen besetzt, sagte die Leiterin der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt in der EKHN, Petra Knötzle. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte mit der Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus, die Gründung von bundesweit neun solcher Kommissionen vereinbart.

Der hessische Ruhestandspfarrer Matthias Schwarz, der auch Mitglied der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum ist, bedauerte, dass auf der Synode der EKD-Synode in Würzburg nicht wie beabsichtigt eine Anerkennungsrichtlinie vorgelegt werden konnte. Es gebe ein „hartes Ringen“, sagte Schwarz.

Die Synode tagt bis einschließlich Samstag. Weitere Themen sind unter anderem die Zukunft des Flüchtlingsfonds sowie die Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes.