Leer. Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat nach den Anschlägen der vergangenen Wochen zu Besinnung und Besonnenheit aufgerufen. "Besonnenheit braucht es jetzt insbesondere in unserem Urteil über Menschen. Eine erschrockene Gesellschaft sucht immer nach Schuldigen", schreibt der Theologe in einem offenen Brief an seine Kirche. Wenn dieser Schuldige aber nicht mehr greifbar sei, weil er sich zum Beispiel selbst getötet habe, würden zur eigenen Entlastung andere Schuldige gesucht. "Hier müssen wir außerordentlich wachsam und kritisch sein."
Umsichtig reagieren
Es sei schrecklich, wenn eine Gesellschaft mit Worten und Taten über vermeintlich Schuldige herfalle, ohne dafür Beweise zu haben. Das sei leider zurzeit in der Türkei zu erleben. Richter, Soldaten, Lehrer und Journalisten würden zu Tausenden für Verbrechen haftbar gemacht, mit denen sie nichts zu tun hätten. "Hier müssen wir widerstehen", mahnte Heimbucher. Die Deutschen hätten einschlägige Erfahrungen damit gemacht, als die Nazi-Demagogen behauptet hätten, die Juden seien ihr Unglück: "Wir wollen so etwas nie wieder zulassen."