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Kirchenleiter mahnen zu Mitmenschlichkeit

Mehr Mitmenschlichkeit haben Kirchenleiter im Südwesten in ihren Neujahrsbotschaften angemahnt. Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, appellierte an die Bürger, in den gegenwärtigen Umbrüchen „und etwa auch bei der Bundestagswahl und bei den Kirchenwahlen 2025 die Menschenfreundlichkeit Gottes zum Maßstab ihrer Entscheidung zu machen“. Die Jahreslosung für das Jahr 2025 „Prüfet alles und das Gute behaltet“ sei dafür eine gute Grundlage und eine hilfreiche Orientierung.

Die Bischöfin der badischen evangelischen Landeskirche, Heike Springhart, sagte in ihrer Neujahrsbotschaft in Karlsruhe, es gelte, das Gute auch da zu entdecken und zu bewahren, wo Populismus Ängste schüre. Ob im Wahlkampf oder mit Blick auf die Kriege und Krisen, die soziale Gerechtigkeit oder die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen: Immer gehe es beim Abwägen der Möglichkeiten um „die Frage, ob so die Menschlichkeit mehr Raum gewinnt“. Alles zu prüfen erfordere „Besonnenheit statt Parolen, Abwägungsprozesse und die Bereitschaft zum Kompromiss“, sagte Springhart.

Die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz bezeichnete die aktuelle Jahreslosung als „Ankerpunkt in der Zeit“. Dadurch könnten die Menschen dem auf die Spur kommen, was behalten, bewahrt und aufgehoben werden solle, sagte sie laut Redemanuskript am Neujahrstag im Ulmer Münster. In ihrem alltäglichen Leben sollten die Menschen alles, was ihnen widerfahre, danach abklopfen, ob es nicht etwas Schönes und Gutes darin gebe, was das Leben aushaltbar und erträglich macht.

Mit den Jahreslosungen, die es seit 1934 gibt, stellen Christen das Jahr unter ein biblisches Motto. Diese Bibelworte werden von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen jeweils mehrere Jahre im Voraus ausgewählt. Initiator der Jahreslosungen war der württembergische Pfarrer und Liederdichter Otto Riethmüller (1889-1939). Als Vorsitzender des „Reichsverbandes weiblicher Jugend“ wollte Riethmüller den Parolen der Nazis ein griffiges Bibelwort entgegenstellen. (0004/01.01.2025)