Das Entsetzen über eine Explosion in dem christlichen Krankenhaus von Gaza hält an, ebenso wie die gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die anglikanische Kirche von Jerusalem erklärte sich als Träger heute vor den Medien.
Das am Dienstagabend durch Beschuss beschädigte anglikanische Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza soll im Rahmen der Möglichkeiten geöffnet bleiben. “Wir sind fest entschlossen, unsere Kirchen und kirchlichen Einrichtungen offen zu halten, nicht nur die anglikanischen, sondern aller Kirchen”, erklärte der anglikanische Erzbischof von Jerusalem, Husam Elias Naoum, am Mittwoch vor Medienvertretern. In allen Einrichtungen des Bistums werde ein Trauertag begangen.
Der Angriff auf den Ort des Gebets und der Heilung sei ein Verbrechen, sagte Naoum im Beisein von Vertretern mehrerer Jerusalemer Kirchenführer, darunter der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Franziskanerkustos Francesco Patton und der Propst der evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem, Joachim Lenz.
Die Krankenhausverwaltung hat nach Angaben Naoums am Samstag, Sonntag und Montag insgesamt drei israelische Warnungen erhalten, das Krankenhaus zu evakuieren. Die Warnung sei an das Personal sowie an die im Haus Zufluchtsuchenden weitergegeben worden. Er könne keine genauen Angaben dazu machen, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Einschlags auf dem Gelände aufgehalten hätten. Vor der ersten Warnung hielten sich demnach 5.000 Personen in den Gebäuden auf. Der Einschlag traf laut dem Erzbischof den Parkplatz des Krankenhauses, das aus sieben großen Gebäuden besteht.
Zur Frage, wer für den Einschlag verantwortlich ist, könne er nichts sagen. Israel und die Hamas beschuldigen sich gegenseitig. Als Kirchen verurteile man vereint jede Gewalt gegen Zivilisten. Das Gesundheitsministerium in Gaza gibt die Zahl der Getöteten laut Naoum mit 500 an. Informationen über eine Raketenabschussrampe islamistischer Gruppen auf einem angrenzenden Friedhof habe die Kirche nicht.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme verurteilten die Jerusalemer Kirchenführer das Geschehen einmütig als “verbrecherischen Angriff”. Es stelle einen tiefen Verstoß gegen die Grundsätze der Menschlichkeit dar. Gemeinsam fordere man Gerechtigkeit, Frieden und die Beendigung des Leidens der Menschen in Gaza.
Der Rettungsdienst “Palästinensischer Roter Halbmond” (PRCS) beklagte den Tod hunderter Zivilisten, “darunter Frauen, Kinder, medizinisches Personal und Binnenflüchtlinge, die sicheren Schutz suchten”. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, ein Ende der anhaltenden Bombardierung des Gazastreifens zu fordern. “Das Schweigen der internationalen Gemeinschaft ermutigt solche Handlungen nur”, so der PRCS.
Der Rettungsdienst verwies auf “ausdrückliche schriftliche Drohungen der israelischen Besatzungstruppen”, die die Krankenhäuser im Gazastreifen mit den Evakuierungsbefehlen erhalten hätten. Diese Evakuierungen seien jedoch nicht umsetzbar und stellten ein Todesurteil für die Patienten dar. Medizinische Einrichtungen und Personal müssten ebenso wie die Zivilbevölkerung im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht geschützt werden.
In Israel erklärte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, “barbarische Terroristen” hätten das Krankenhaus in Gaza angegriffen, nicht die israelische Armee. Diejenigen, die israelische Kinder ermordet hätten, ermordeten auch ihre eigenen Kinder, so Netanjahu laut Mitteilung seines Büros.