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Kirchen rufen neuen Hessischen Landtag zur Nächstenliebe auf

Unmittelbar vor der ersten Sitzung des neuen Landtags haben die beiden großen christlichen Kirchen die hessische Politik zu Nächstenliebe aufgerufen. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Wiesbadener Marktkirche verwies Bischöfin Beate Hofmann von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck dabei auf die Jahreslosung „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Bischof Georg Bätzing vom katholischen Bistum Limburg betonte, dass „die Freiheit, auf die wir hierzulande so stolz sind“, in der Verantwortung füreinander wachse.

In ihrer Predigt erklärte Hofmann, dass Liebe im christlichen Sinne eine Haltung des Respekts und Einfühlungsvermögen für andere Menschen meine. Sie erinnerte an die Geschichte des barmherzigen Samariters und sagte, „zu sehen, wie es anderen Menschen geht, ist der Beginn der Liebe“. Zugleich betonte sie in Erinnerung an den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU), dass das neue hessische Parlament verhindern könne, dass so etwas erneut geschieht. Die Würde eines jeden Menschen sei zu stärken.

Lübcke war 2019 auf der Terrasse seines Wohnhauses erschossen worden, weil er sich für die Aufnahme von Flüchtlingen starkgemacht hatte und zu einem Hassobjekt rechtsextremer Hetze wurde.

Am Gottesdienst vor der konstituierenden Sitzung nahmen unter anderem Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), mehrere Minister und weitere Vertreterinnen und Vertreter der hessischen Landespolitik teil. „Auch im Streit kann man dem anderen mit Liebe begegnen“, sagte Hofmann und ermahnte die Politik, einander auch bei Meinungsverschiedenheiten nicht zu beleidigen oder bloßzustellen.

Bätzing sagte, dass die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen groß seien und weit über Hessen hinaus reichten. Unter anderem zeige sich im Erstarken rechter Kräfte ein tiefsitzender Unmut. Bätzing fragte sich, ob es Zufall sei, dass das Gefühl der Abhängigkeit von unbekannten Mächten wächst, während der Gottesglauben zurückgeht. Wer sich Gott zuwende, lebe solidarisch.