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Kirchen, Klöster und Katzen – ein unschlagbares Team

Von Mimi in Malta bis Percy auf Pilgerreise: Katzen und Kirchen verbindet eine lange Geschichte. Mal Mäusefänger, mal Seelentröster – oft sind sie mehr als nur tierische Mitbewohner.

Klosterkatzen: Kirchlicher Beistand mit Krallen
Klosterkatzen: Kirchlicher Beistand mit KrallenImago / Imaginechina-Tuchong

“Das ist Mimi, die Klosterkatze”, sagt Mila, eine Frau, die sich für das Kloster St. Katherina in Maltas Hauptstadt Valletta engagiert. Mimi ist rund zehn Jahre alt, erzählt sie, und hat vorher einer der Nonnen gehört, die aber mittlerweile gestorben ist. Die Klosterkatze ist treu, denn wie Mila sagt, legt sich Mimi immer wieder auf das Grab ihrer verstorbenen Besitzerin.

Samtpfoten im Kirchenschiff

Katzen und Klöster – sie haben eine lange gemeinsame Geschichte. Die Samtpfoten wurden in Klöstern geschätzt, weil sie einen wichtigen praktischen Nutzen hatten: Sie hielten Mäuse, Ratten und Ungeziefer fern sowohl von Vorräten wie auch von den Büchern in der Bibliothek. Aus Dankbarkeit und wegen ihres Nutzens wurden sie vielerorts mit Futter, Wasser und Schutz versorgt, durften sich meist frei im Klostergelände bewegen und wurden wie geschätzte Mitbewohner behandelt.

Auch heute erfreuen sich Katzen eines besonderen Platzes in Klöstern. Der Kater Olli zog in das fast 800 Jahre alter Kloster Marienthal bei Görlitz ein und die Zisterzienserinnen haben Katzenvideos erstellt, die auf Youtube und Facebook abrufbar sind. Die Klosterkatze Valentin kam 2016 in die Cella Sankt Benedikt in Hannover und durfte zum Einstand ein Interview geben, wie denn das Einleben so verlaufen sei.

Auf der Insel Zypern gibt es sogar ein “Katzenkloster”. Das Kloster Agios Nikolaos ton Gaton – der Heilige Nikolaus der Katzen – liegt idyllisch am Kap Gata, rund 15 Kilometer westlich von Lemesos (Limassol). Der Überlieferung nach wurde es im 4. Jahrhundert von der Heiligen Helena gegründet und gilt als eines der ältesten Klöster der Insel.

Katzen statt Schlangen: Die Legende um ein Kloster und seine Tiere

Heute leben nur noch wenige orthodoxe Nonnen in der Anlage, dafür aber umso mehr Katzen. Der Legende nach ließ Helena Katzen aus Ägypten oder Persien auf die Insel bringen, um die Region von einer Schlangenplage zu befreien. Die zahlreichen Tiere, die heute auf dem Klostergelände streunen, gelten als Nachfahren dieser ersten “Schlangenbekämpfer”.

In dem syrisch-orthdoxen Wüsten-Kloster Mar Moussa wird Ökumene und der christlich-muslimische Dialog gepflegt. Zu einer angenehmen Atmosphäre tragen auch die dort umher laufenden Katzen bei.

In Großbritannien hat nicht nur der Amtssitz des Premierministers in der Downing Street Number Ten eine eigene Katze, nämlich Larry the Cat, – übrigens mit einem Account in den Sozialen Medien – sondern auch viele Kathedralen der anglikanischen Kirche von England. Sie werden stolz auf den Internetseiten mit Foto, Namen und Geschichte präsentiert.

Eine besondere Kirchenkatze hinterlässt Spuren

Doorkins Magnificat zum Beispiel. Sie kam, wie es auf der Webseite der Kathedrale von Southwark (London) heißt, in einer kalten Dezembernacht im Jahr 2008 und beschloss, dort ihr Heim zu finden. Ihr liebstes Hobby: die Besucher des Gottesdienstes mit ihrer Anwesenheit abzulenken. Nachdem sie im September 2020 starb, bekam sie einen Nachfolger, nämlich Hodge. Auf der Webseite der Kathedrale wird Hodge als lebhafte, abenteuerlustige und freundliche Katze beschrieben.

Im südenglischen Salisbury ging Anfang Mai diesen Jahres die fünf Monate alte Katze Percy verloren, die einem Mitglied der “Kathedralfamilie” gehörte, wie die lokale Zeitung Salisbury Journal berichtete. Eine Woche später teilte die Kathedrale von Salisbury erleichtert mit, dass Percy in Canterbury ausfindig gemacht und nach einer spontanen Reise über 240 Kilometer nach Hause gebracht worden war, die als “Percys Pilgerreise” bezeichnet wurde.

Auf Facebook wie auch auf Instagram verkündete die Kathedrale: “Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Percy nach einem Überraschungsbesuch in Canterbury nach Hause zurückgekehrt ist! Wir gehen davon aus, dass er in einen Bus gestiegen ist und einen Besuch gemacht hat, bevor er gefunden und zum Tierarzt gebracht wurde, um seinen Chip scannen zu lassen. Er ist jetzt wieder zu Hause, und wir möchten uns bei allen bedanken, die uns bei seiner Suche geholfen haben.”

Tierischer Moment in Andacht rührte Menschen in aller Welt

Während der Corona-Pandemie erfreuten sich die täglichen Online-Andachten von Robert Willis, dem damaligen Dekan der Kathedrale von Canterbury, großer Beliebtheit – nicht zuletzt wegen der tierischen Nebendarsteller. Im Mai 2020 erlangte ein Video internationale Aufmerksamkeit, als Kater Leo während einer Morgenandacht elegant zwischen Willis’ Beinen hindurchschritt und unter seine Soutane kroch. Der Geistliche blieb gelassen und setzte unbeirrt seine Botschaft fort.

Doch Leo war nicht der einzige Star auf vier Pfoten. Im Juli desselben Jahres sorgte Katze Tiger für ein weiteres virales Highlight: Während Willis im Garten der Kathedrale sprach, sprang Tiger auf den Tisch und trank seelenruhig aus einem bereitstehenden Milchkännchen. Wieder blieb der Dekan völlig unbeeindruckt – er streichelte die Katze und sprach weiter.

Das wohl im wahrsten Sinne des Wortes köstlichste Kapitel dieser Serie ereignete sich am Faschingsdienstag 2021: Während der Andacht stand ein Teller mit Pfannkuchen neben dem Dekan – und Tiger ließ sich nicht lange bitten. Vor laufender Kamera stahl sie einen der Pfannkuchen und verschwand damit.

Katzen und Kardinal Ratzinger: Eine besondere Begegnung

Von Katzen in deutschen Kirchen ist nichts bekannt. Aber der deutsche Papst Benedikt XVI. war ein großer Katzenliebhaber. Anekdoten dazu gibt es viele. Sein Nachfolger Franziskus erzählte in dem Anfang April erschienenen Interviewbuch “El sucesor” (Der Nachfolger), wie er Kardinal Joseph Ratzinger, so Benedikt XVI. vor seinem Pontifikat, auf dem Petersplatz gesehen habe. Kardinal Ratzinger war in der Erinnerung seines Nachfolgers umgeben von Katzen, als er auf dem Weg nach Hause war. “Ich glaube, er kannte die Sprache der Katzen, es war beeindruckend. Er sprach mit ihnen und sie verstanden ihn.”