Die oldenburgische Kirche will ihre Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Gewalt in der Kirche weiter vertiefen. Zum Abschluss der Frühjahrssynode in Rastede stellte Präsidentin Sabine Blütchen am Sonnabend die Ergebnisse eines synodalen Thementages vor. Am Donnerstag hatten die Delegierten in Workshops mit Betroffenen diskutiert und über den Umgang mit sexualisierter Gewalt beraten. Die Bitten und Empfehlungen der Arbeitsgruppen werden nun an die zuständigen Fachstellen weitergeleitet. Bereits bei der Herbstsynode im November soll über die Umsetzung berichtet werden.
Die Synodalen hatten unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Betroffenen gesprochen. Bischof Thomas Adomeit betonte anschließend: „Wir haben hingesehen, haben uns erschrocken und wollen nun handeln.“ Das Thema sexualisierte Gewalt müsse und werde die Kirche auch zukünftig beschäftigen. Er verwies auf eine Anweisung der Kirchenleitung von 2010, die eine Null-Toleranz-Politik vorgibt. Alle kirchlichen Mitarbeitenden sind seither verpflichtet, jede Art von verbalen oder körperlichen Übergriffen zu melden.
Mehrfach betonten die Synodalen, jeder Vorfall müsse „individuell und strukturell“ aufgearbeitet werden, um künftige Taten zumindest zu erschweren. Außerdem müsse die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der oldenburgischen Kirche von unabhängigen, externen Fachleuten begleitet werden. Wichtig sei zudem die Reflexion der eigenen Haltung sowie von Widerständen und Blockaden. Erst dann sei es möglich, sich der Aufarbeitung zu stellen und kirchliches Unrecht und Versagen anzuerkennen.
Zudem sollen für die Kirchengemeinden und Einrichtungen Handreichungen für die Erstellung von Schutzkonzepten nach den Maßgaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erstellt werden. Es müsse sichergestellt werden, dass die obligatorischen Schutzkonzepte veröffentlicht und in den Kirchengemeinden eingehalten werden.
Für die im Januar 2024 veröffentlichten ForuM-Studie hatte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg für den Zeitraum von 1946 bis 2020 insgesamt 18 Beschuldigte und 25 bis 30 zum Tatzeitpunkt minderjährige Betroffene gemeldet. Seither sind weitere zwölf Beschuldigte und 17 Betroffene gemeldet worden, von denen einige zur Tatzeit volljährig waren. Aktuell sei die Kirche mit drei Fällen aus der jüngeren Vergangenheit befasst, hieß es. Zur oldenburgischen Kirche zählen 107 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören knapp 350.000 Mitglieder an.