Reporter Willi Wichtig ist mit der Kamera unterwegs, um als Hofberichterstatter für die „Royal Oriental“ zu berichten. Er kommt gerade recht, als sich Esther vorstellt, die als neue Königin infrage kommt – Schlagzeilen für seine Zeitung!
Im Fürstenwalder Dom sind die Kinder mittendrin in der Geschichte. Das merke ich, als eine Achtjährige später fragt, ob der Fotograf echt sei. Sie hatte sich vorsichtshalber in der hinteren Reihe versteckt. Kurz darauf schreiben die Kinder auf bunte diamantförmige Blätter. Sie notieren Momente, in denen sie mutig waren – passend zum Thema der diesjährigen Kinderbibelwoche (KiBiWo): „Mut tut gut“. Dazu gibt es Lieder mit Bewegung. Rund 100 große und kleine Menschen sind dabei. So startete die Kinderbibelwoche am Sonntag mit dem Familiengottesdienst in ihr 34. Jahr.
Im Februar 1992 lud Gemeindepädagogin Cornelia Hemmerling gemeinsam mit ihrem Mann, Pfarrer Jörg Hemmerling, zur ersten Kinderbibelwoche in Fürstenwalde ein. Damals hörten sie Skeptiker sagen: „Das klappt sicher nicht.“ Glücklicherweise traf die Einschätzung nicht zu. Das erste Thema „Fremd sein – Freunde werden“ wäre heute wieder hochaktuell. Beide sind mittlerweile im Ruhestand und unterstützen das Projekt weiter.
Kinderbibelwoche: Musik, Bewegung und Zeit für Kreatives
Die grundsätzliche Idee ist geblieben. Wir holen biblische Themen und Geschichten auf die Kinderbühne. Die älteren Kinder aus den wöchentlichen Gruppen der Kinderkirche erzählen sie im Theateranspiel und mit Rahmengeschichte. Dazu kommen Lieder, möglichst viel Bewegung und die Zeit für kreative Beschäftigung mit dem Thema des Tages. So werden die Erzählungen der Bibel für die Kinder lebendig und aktuell. Sie verbinden sie mit ihrem Leben, werden zu ihren eigenen Geschichten. Für jedes Alter ist ein Aspekt dabei.
Was mich beeindruckt ist, dass es mit diesem Format gelingt, einzutauchen, wie in eine andere Welt. Die Kinder erleben, dass im großen Dom alle auf sie eingestellt sind. Der besondere Raum ist dann für die Kinder da und wird zu ihrem Ort. Nach dem gemeinsamen Start am Morgen stellen sie ihr Vormittagsprogramm zusammen und wählen sich ihr Angebot aus. Das ist gut organisiert am Marktplatz der Kinderstadt in der „goldenen Empfangshalle“.
Die Kinderbibelwoche hat eine eigene Währung
Hier werden Kindertaler ausgegeben, denn die Kinderbibelwoche hat eine eigene Währung. Die Teilnehmenden können sich Kindertaler bei kreativen Werken verdienen und sie dann zum Beispiel am Basar oder an der Saftbar einlösen. Auf diese Weise kann jedes Kind sich eine Beschäftigung suchen, die es mag. In kleinen Gruppen ziehen sie durch die Räume oder sind ganz vertieft in der Legostation. Schließlich präsentieren sie stolz ihre Werke.
Dieses Rezept für die Kinderbibelwoche ergibt auch für Erwachsene einen besonderen Sinn. Manche Ehrenamtlichen nehmen extra Urlaub, um mitzugestalten. Andere kommen mit ihren Enkelkindern, nachdem sie schon eigene Kinder durch Kinderbibelwochen begleitet haben. Es gibt bei diesem großen Projekt viele Möglichkeiten mitzuwirken und etwas ganz Praktisches zu tun.
Erst seit zwei Jahren bin ich nun selbst im Team der Kinderbibelwoche. Ich staune, wie intensiv die Kinder die vorbereiteten Impulse aufnehmen. Das könnte auch daran liegen, dass uns inzwischen viele junge Teamerinnen und Teamer unterstützen, die selbst gerade aus der Grundschulzeit herausgewachsen sind. Sie sind in der Vorbereitung mit dabei, geben
dem Erwachsenen-Team wichtige Hinweise und gestalten selbst Angebote für die Kinder.
Eine Familie reist extra für die Kinderbibelwoche an
Überhaupt ist die Kinderbibelwoche in Fürstenwalde nur als Teamprojekt möglich. Aus unserer großen Kirchengemeinde leiten drei berufliche Mitarbeiterinnen das Projekt gemeinsam an. Dazu kommt Verstärkung ringsum aus dem Kirchenkreis und wir arbeiten zusammen mit zwei Schulhorten eines regionalen diakonischen Trägers, JuSeV. Durch die Kooperationen ist die Kinderbibelwoche für uns in dieser Form möglich.
Dazu reist mittlerweile sogar eine Familie aus Berlin an. Eine Mutter erzählte, wie sie selbst mit der Kinderbibelwoche aufwuchs. Sie möchte ihren Kindern diese Erfahrung ermöglichen.
Wenn Sie nun von der Kinderbibelwoche lesen, wird Willi Wichtig mittlerweile jede Menge Stoff für seine Zeitung gesammelt haben. Denn wir erkunden in den vier Tagen der Ferienwoche das Buch Ester und finden Wege durch das Labyrinth von Susa. Etwa 125 Kinder und 40 Erwachsene werden von vier intensiven Tagen erzählen können.
„Das ist ja wirklich Kirche für Kinder gemacht!“ Diese begeisterte Rückmeldung bleibt mir im Ohr – das schönste Kompliment für all die Mühe.