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Kinder von NS-Überlebenden mehr unterstützen

KÖLN – Mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung für Nachkommen von traumatisierten Nazi-Opfern fordert der Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte. Auch die Kinder von Überlebenden des Nazi-Regimes litten zum Teil unter psychischen Problemen, sagte der Generalsekretär des Verbandes, Jost Rebentisch, in Köln. Für Betroffene fehlten spezielle Therapieangebote.
Die Nachfolgegeneration leide aber nicht per se unter psychischen Problemen, so Rebentisch. Zudem müsse die Gesellschaft mehr ihren positiven Wert erkennen. „Denn wenn die Eltern sterben, können die Kinder als Einzige über deren Erfahrungen authentisch berichten.“ Und sie selbst seien mit ihren Erlebnissen in der Nachkriegszeit Zeitzeugen – etwa als Kinder von Kommunisten.
Rebentisch verwies auf Erkenntnisse der Epigenetik, wonach sich starke Traumatisierungen auch auf die Folgegeneration auswirken. So sei nachgewiesen worden, dass die chemische Schicht auf den Genen eine Art biologischer Speicher der Erfahrungen der Eltern sei. Die Kinder litten aber auch unter erzieherischen Einflüssen. In Familien von KZ-Überlebenden sei deren Schicksal immer präsent gewesen – durch Abwesenheit wie durch Anwesenheit des Themas. „Entweder wurde darüber gar nicht mit den Töchtern oder Söhnen gesprochen", sagte der Generalsekretär. „Oder aber die Kinder sind mit Auschwitz aufgewachsen.“ KNA