In Deutschland hat nur rund ein Viertel der Kinder zwischen einem und unter drei Jahren aus armutsgefährdeten Haushalten einen Kita-Platz. Selbst wenn ein Betreuungswunsch geäußert werde, bekämen nur 33 Prozent der Familien einen Kita-Platz, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) anlässlich der Veröffentlichung seiner Studie „Frühe Ungleichheiten“ in Wiesbaden mitteilte.
Insgesamt habe die Hälfte der Kinder zwischen einem und drei Jahren in Deutschland einen Kita-Platz. In Familien ohne akademischen Hintergrund sind der Studie zufolge vier von zehn Kindern in dieser Altersklasse, bei Familien, die überwiegend kein Deutsch sprechen, nur drei von zehn. Bei bestehendem Betreuungswunsch hätten immer noch 25 Prozent aller Familien ohne akademischen Hintergrund und 39 Prozent der Familien, in denen überwiegend kein Deutsch gesprochen wird, keinen Kita-Platz. Unter Alleinerziehenden wiesen demnach 27 Prozent einen ungedeckten Kita-Bedarf auf. Für alle Familien mit Kindern zwischen einem und drei Jahren betrage dieser Wert 21 Prozent.
Kita-Plätze: Osten schneidet besser ab
Im Ost-West-Vergleich schneide Ostdeutschland besser ab. In Westdeutschland könne der Kita-Bedarf für zwei bis drei von zehn Kindern im Alter zwischen einem und unter drei Jahren nicht gedeckt werden. Im Osten bestehe der ungedeckte Bedarf nur für jedes zehnte Kind. Den Angaben zufolge basiert die Untersuchung des BiB auf Daten der Kinderbetreuungsstudie für die Jahre 2018 bis 2020 und wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegeben.
Laut Katharina Spieß, Direktorin des BiB und eine der Autorinnen der Studie, sind diese Zahlen nicht auf einen geringeren Bedarf der Familien zurückzuführen: „Die Kita-Bedarfe können für potenziell benachteiligte Familien seltener gedeckt werden.“ Dies betreffe vor allem das zweite und dritte Lebensjahr von Kindern, zeige sich aber teilweise auch bis zur Einschulung, sagte Spieß. Dass der Bedarf nicht gedeckt werde, habe vielfältige Gründe auf Angebots- und Nachfrageseite. Laut BiB berichten potenziell benachteiligte Familien etwa deutlich häufiger von Schwierigkeiten bei der Kita-Suche und bemängelten öfter fehlende Betreuungsmöglichkeiten in Nähe des Wohnorts.
Wie der Arbeitsmarkt profitiert
„Wir müssen dafür Sorge tragen, dass alle Kinder gute Chancen auf einen erfolgreichen Start ins Leben haben“, sagte Spieß. „Menschen von Anfang an bestmöglich zu fördern ist essenziell, um den demografischen Wandel erfolgreich bewältigen zu können.“ Eine verbesserte Bedarfsabdeckung könnte außerdem Vorteile für den Arbeitsmarkt bringen.
Laut Studie sind in Familien, die ihren Bedarf nicht decken können, vielfach Mütter, die gerne eine Erwerbstätigkeit aufnehmen würden. Eine Erfüllung der Betreuungswünsche könne unter „bestimmten Annahmen“ dafür sorgen, dass die Erwerbsquote von Müttern mit Kindern im Alter von ein bis unter drei Jahren von etwa 61 Prozent auf 68 bis 72 Prozent steigt.