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Kiews Bürgermeister Klitschko mit Werfel-Preis ausgezeichnet

Boxchampion, Bürgermeister, Preisträger: Vitali Klitschko hat den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis für seinen Einsatz für Demokratie und Freiheit erhalten.

Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko (49), ist am Sonntag mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden. Der frühere ukrainische Boxweltmeister erhielt den Preis für seinen unermüdlichen Einsatz für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte sowohl in der Ukraine als auch darüber hinaus. Der Preis der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen wurde in der Frankfurter Paulskirche verliehen; er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte in seiner Laudatio, Klitschko sei zu einer der wichtigsten Stimmen seines Landes im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg geworden. Er habe in vorderster Reihe Widerstand organisiert und nicht tatenlos zusehen wollen, wie Russland der Ukraine die Freiheit zu nehmen versuche. Damit sei er “zum Vorbild für die Vielen geworden, die in der Ukraine jeden Tag auf beeindruckende Art Widerstand leisten”. Er stehe für all die Menschen, die trotz des anhaltenden Krieges den Glauben an eine freie und demokratische Ukraine nicht verlören. “Tag für Tag versuchen Sie, den Menschen in Kiew ein Stück Normalität zurückzugeben. Trotz des anhaltenden Krieges treiben Sie den Wiederaufbau voran”, sagte Pistorius.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) als Schirmherr dankte Klitschko für seinen “heldenhaften Mut und seinen unbeugsamen Willen”. Die Ukrainerinnen und Ukrainer kämpften auch für die Freiheit Europas, für demokratische Werte und Humanität.

Die Jury hatte die Ehrung Klitschkos, der seit 2014 Bürgermeister von Kiew ist, als ein Zeichen der Solidarität mit allen bezeichnet, die weltweit für ihre Rechte und Freiheiten kämpften. Mut, Standhaftigkeit und Menschlichkeit verdienten gerade in diesen Zeiten des Krieges Anerkennung und Unterstützung. Bereits während seiner Sportlerkarriere als Schwergewichtsboxer engagierte sich Klitschko laut Jury in vielfältiger Weise politisch – etwa für die Demokratiebewegung in der Ukraine und als Gründer einer eigenen Partei. Er habe sich auch an den prowestlichen Euromaidan-Protesten in den Jahren 2013 und 2014 beteiligt.

Der Werfel-Menschenrechtspreis wird alle zwei Jahre in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Die Auszeichnung ist nach dem österreichisch-jüdischen Autor Franz Werfel (1890-1945) benannt. Werfel hat sich unter anderem mit dem aufkommenden Antisemitismus im Europa der 1920er und 1930er Jahre sowie dem Thema soziale Gerechtigkeit befasst. Sein berühmtester, 1933 erschienener Roman “Die vierzig Tage des Musa Dagh” befasst sich mit dem der Völkermord der Türken an den Armeniern. Werfel flüchtete vor den Nationalsozialisten über Frankreich und Portugal in die USA, wo er 1945 starb.