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Keine israelischen Fans nach Ausschreitungen mehr vermisst

“Beschämend”, “Armutszeugnis”, “schockierend”: Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam sorgen für Entsetzen in ganz Europa. “Schon wieder” statt “Nie wieder”?

Nach den Angriffen auf israelische Fußballfans in Amsterdam werden keine Israelis mehr vermisst. Inzwischen habe man zu allen betroffenen Staatsbürgern Kontakt aufnehmen können, teilte das israelische Außenministerium am Freitagnachmittag mit. Zunächst galten drei Menschen als vermisst.

Der niederländische König Willem-Alexander zeigt sich entsetzt über die Angriffe: “Wir haben die jüdische Gemeinschaft der Niederlande im Zweiten Weltkrieg im Stich gelassen, und letzte Nacht haben wir sie erneut im Stich gelassen”, sagte er laut einer Mitteilung des israelischen Präsidenten Isaac Herzog in einem Telefonat.

Bereits am Morgen schrieb Herzog auf der Online-Plattform X von “schockierenden Bildern, die wir nach dem 7. Oktober nie wieder sehen wollten”. Die Angriffe seien “ein antisemitisches Pogrom”.

Nach dem Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv in der Europa League kam es am Donnerstagabend zu Ausschreitungen zwischen propalästinensischen Demonstranten und israelischen Fans. Nach Angaben der Polizei wurden fünf Menschen in Krankenhäuser gebracht und 62 Personen festgenommen. Aufnahmen auf X zeigen, wie Menschen geschlagen, getreten und absichtlich von Autos angefahren werden. Auf anderen Videos ist zu sehen, wie Maccabi-Fans zuvor eine palästinensische Flagge von einer Hauswand reißen und Schmähgesänge gegen Araber skandieren.

Der Vorsitzende der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan, warnte vor einem leichtfertigen Umgang mit Antisemitismus: “Die Geschichte hat uns gezeigt, dass wir es uns nicht leisten können, angesichts des Antisemitismus selbstzufrieden zu sein.” Antisemitismus sei eine krebsartige Plage, die jeden Aspekt der Gesellschaft befallen habe.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die jüdische Gemeinde in Amsterdam. Außerdem ordnete er Sonderflüge an, die die Fans am Freitag und Samstag nach Hause bringen sollen. Die israelische Airline El Al bestätigte die Flüge. Der erste davon sei um 14 Uhr in Amsterdam gestartet.

Die Bilder aus Amsterdam seien zutiefst beschämend, schrieb die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock auf X. “Der Ausbruch solcher Gewalt gegenüber Juden überschreitet alle Grenzen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung.” Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Gewalt. Sie erinnere “an die beschämendsten Stunden der Geschichte”, schrieb er ebenfalls auf X.

“Die Hatz auf Juden ist wieder ausgebrochen”, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Es sei ein Armutszeugnis, dass Juden und Israelis in Westeuropa nicht mehr sicher seien, hieß es in einer Mitteilung.

Die Europäische Rabbinerkonferenz schrieb auf X, die Bilder aus Amsterdam seien “zutiefst beschämend für Europa”, besonders kurz vor dem Jahrestag der NS-Novemberpogrome am Samstag. Wie 1938 hätten die Sicherheitskräfte und die Polizei bei diesen pogromähnlichen Zuständen tatenlos zugesehen.

Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof zeigte sich entsetzt “über die antisemitischen Angriffe auf israelische Bürger”. Der rechtsgerichtete Politiker Geert Wilders warf den Behörden Versagen beim Schutz der israelischen Fans vor. “Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden”, schrieb er auf X.