Artikel teilen:

Katholische Gruppen halten Mahnwache wegen Preis für US-Bischof

Mit einem Protest will ein Aktionsbündnis die Preisverleihung des Josef-Pieper-Preises an den umstrittenen US-amerikanischen Bischof Robert Barron am 27. Juli in Münster begleiten. Geplant sei eine Mahnwache unter dem Motto „Auszeichnung für Ausgrenzung?! Nicht mit uns!“ vor der Überwasserkirche in Münster, teilte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der Diözese am Donnerstag in Münster mit. Daran beteiligt sind demnach der Familienbund der Katholiken im Bistum, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sowie das katholische LSBT+ Komitee oder die ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche in Münster.

Robert Barron ist Mitglied der von US-Präsident Donald Trump im Mai ins Leben gerufenen Kommission für Religionsfreiheit. Neben seinem Bischofsamt ist er zudem als Hochschullehrer tätig und gilt als Kenner der Werke des Münsteraner Philosophen, Rechtswissenschaftler und Soziologen Josef Pieper (1904-1997). In Erinnerung an ihn vergibt die gleichnamige Stiftung alle fünf Jahre den Josef-Pieper-Preis.

Der BDKJ, das Diözesankomitee im Bistum Münster und die katholisch-theologische Fakultät der Universität Münster wenden sich gegen die diesjährige Preisvergabe an Barron. Der US-Bischof sei umstritten, weil er der Trump-Administration nahestehe und über ein sogenanntes Evangelisierungswerk in den Sozialen Medien „ein Bild von politischem und religiösem Extremismus“ verkünde, hatte der BDKJ am 7. Juli in einer Stellungnahme zum Preis erklärt. Die katholische Jugend wirft Barron vor, transfeindliche Positionen und Falschinformationen zu verbreiten.

Das Bistum Münster betonte am Donnerstag, die Preisverleihung sei eine „in völliger Unabhängigkeit von der Josef-Pieper-Stiftung getroffene Entscheidung“. Barron erhalte die Auszeichnung, weil er nach Ansicht der Stiftung „wie kaum ein anderer die modernen Medien zur Unterstützung der christlichen Verkündigung nutzt“.

Auch das Bistum nutze soziale Medien, um insbesondere junge Menschen zu erreichen. Die katholische Kirche zeichne sich dadurch aus, „dass sehr unterschiedliche Wege der Glaubensweitergabe und Verkündigung ihre Berechtigung haben können“, heißt es in der Stellungnahme. Vielfalt und Meinungsvielfalt zuzulassen, seien ein hier „hohes Gut“. Gerade die synodalen Bewegungen in der katholischen Kirche hätten deutlich gemacht, wie wichtig es sei, demjenigen, der andere Positionen vertritt, zuzuhören. So verstehe sich auch die Bistumsakademie Franz-Hitze-Haus als sei ein „Ort der Pluralität, der Diskussion und auch des konstruktiven Streits“.

Pluralität bedeute jedoch nicht Relativierung, hieß es. Im Bistum Münster werde die Verbindungen von Vertretern katholischer Kirche und politischer Macht in den USA deutlich wahrgenommen, ebenso Tendenzen, Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität und Orientierung „als defizitär zu verstehen“. Solche Entwicklungen entsprächen weder dem Evangelium noch dem demokratisch-freiheitlichen Grundkonsens, unterstrich das Bistum.

Die Preisverleihung soll am 27. Juli nach einem Pontifikalamt in der Überwasserkirche im nahe gelegenen Priesterseminar Borromaeum in Münster stattfinden. Die Laudatio hält der Passauer Bischof Stefan Oster. Die Josef-Pieper-Stiftung ist an die katholische Akademie Franz Hitze Haus des Bistums Münster angegliedert, die anlässlich der Preisverleihung einen Tag zuvor ein Symposium ausrichtet.