Im Oktober sorgte die zweite Vollversammlung der Weltsynode im Vatikan für neue Impulse in der katholischen Weltkirche. Das Herzensprojekt von Papst Franziskus erzielt Wirkung, meint ein serbischer Kardinal.
Nach Ansicht des neuen Belgrader Kardinals Ladislav Nemet steuert die katholische Kirche nach der vergangenen Weltsynode verstärkt auf eine Dezentralisierung zu. “Die Glaubenseinheit muss ebenso erhalten bleiben wie der Papst als Prinzip der Einheit. Aber das bedeutet nicht, dass das katholische Leben überall dieselbe Form haben muss”, sagte Nemet am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Lokale Eigenschaften würden die Ortskirchen künftig viel stärker prägen als bisher, ist der Erzbischof von Belgrad überzeugt.
Nemet begrüßte die Reformen, die durch die Weltsynode angestoßen wurden. Diese hätten der Kirche in den vergangenen Monaten “neuen Schwung” verliehen – und sollten damit auch politischen Systemen als Vorbild dienen. Darüber hinaus unterstrich er die fortdauernde Wirkung des synodalen Prozesses: “Bisher endeten Synoden immer mit einem Schlussdokument. Jetzt erleben wir zum ersten Mal, dass eine Synode weitergeht. Denn es geht um die Art und Weise, wie wir Kirche sind.”
Mehr Engagement wünscht sich Nemet, wenn es um die Zusammenarbeit der katholischen Kirchen in Europa geht. “Hier passiert länderübergreifend fast nichts. Wir waren mit 50 europäischen Delegierten Ende August in Linz, das muss aber weitergehen”, so der Kardinal mit Blick auf den Reformprozess. Man müsse ernsthaft über “eine europäische Kirchenversammlung” nachdenken. Nemet selbst reiste diese Woche nach Rom, um zu mehr Kooperation auf kontinentaler Ebene anzuregen.
Positiv findet Nemet, dass die Weltsynode auf Kirchenebene kulturelle Mauern eingerissen habe: Ost- und Westeuropas Kirchen stünden sich heute näher als zuvor.