In München hat Kardinal Marx zu Fronleichnam an das gemeinschaftliche Element der Eucharistie erinnert. Er habe trotz aller Krisen die Hoffnung, dass die Menschen sich besinnen könnten, eine “Menschheitsfamilie” zu sein.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich erschrocken über die von Leid, Krieg und Gewalt geprägte Nachrichtenlage gezeigt. “Ich erlebe das als Zivilisationsrückschritt ungeheuerlichen Maßes”, sagte Marx in seiner Predigt beim Gottesdienst zu Fronleichnam am Münchner Marienplatz. Dabei erinnerte er an die ursprüngliche Idee und das Hoffnungspotenzial der Europäischen Union nach dem Zweiten Weltkrieg, die nun angesichts der Krisen und Herausforderungen ins Wanken geraten seien. Es dürfe nicht geschehen, dass “wir in den westlichen Nationen uns einmauern, und die Armen müssen draußen bleiben. Da waren wir schon mal weiter.”
Dennoch sei er kein Pessimist und setze darauf, dass die Menschen sich besinnen könnten, eine “Menschheitsfamilie” zu sein, erklärte der Kardinal. Diese Hoffnung sei keine diffuse auf irgendeinen Gott in der Ferne, sondern auf eine Person. “Gott ist konkret geworden, als Mensch und im Brot.” Am Tisch der Eucharistie empfingen Christinnen und Christen mit dem Leib Christi auch die Hoffnung, und deshalb gehe es beim täglich Brot, um das im “Vater Unser” gebetet werde, nicht nur um das Brot für den Leib, sondern um die Hoffnung. “Es ist die Substanz, ohne die wir nicht leben können”, so Marx.
“Dieser Tisch, der an jedem Tag in jeder Kirche aufgestellt wird, ist ein Zeichen der Hoffnung, dass wir nur im Miteinander an einem Tisch einen Weg aus den Krisen heraus finden werden”, sagte der Erzbischof von München und Freising. Das gemeinsame Mahl ist seiner Ansicht nach außerdem ein deutlicher Auftrag, jeden und jede als Teil einer Menschheitsfamilie zu sehen und auch so zu behandeln. In der Kirche dürfe es “nicht heißen: Church first! Wir sagen: Mensch first! Und dafür sind wir hier.”
Nach Angaben der Pressestelle des Erzbistums kamen mehr als 10.000 Menschen zum Gottesdienst im Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt und zur anschließenden Fronleichnamsprozession. Diese führte vom Marienplatz über die Residenzstraße zur Ludwigskirche zum Segensaltar und über die Ludwig- und Theatinerstraße zurück zum Marienplatz.