Stadtplanung, Stadtentwicklung und Architektur müssen aus Sicht von Kardinal Reinhard Marx versuchen, zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern. Das sei unabdingbar für die Zukunft eines menschenwürdigen Lebens, sagte er am Sonntag in München im Festgottesdienst zu Ehren des Münchner Stadtpatrons, des Heiligen Benno von Meißen. Es gehe nicht um hohe Gebäude und darum, „was man alles noch machen kann“, so der Erzbischof von München und Freising, sondern darum, ob „die Entwicklung der Stadt Menschen zusammenführt, Beziehungen ermöglicht, Freundschaften stiftet, Neugierde auf den Weg bringt“.
Marx kritisierte den Kapitalismus, der die Gewinnmaximierung des Einzelnen zur Grundlage habe. Stattdessen sei wichtig, „dass wir uns wieder ganzheitlicher dem Bild des Menschen widmen, dass wir wieder verstehen: Menschliches Leben kann nur gelingen in gelingenden Beziehungen, im Vertrauen, in Freundschaft. Alles andere zerstört menschliches Leben und macht Menschen krank.“
Die meisten Menschen weltweit würden demnächst in großen Städten leben. Papst Franziskus habe in der Enzyklika Laudato Si, die sich der Bewahrung der Schöpfung widme, einen ganzen Abschnitt über Stadtentwicklung geschrieben, „welche Städte Menschen guttun und welche Städte Menschen klein machen, ängstlich machen, aggressiv machen“. Eine so reiche Stadt wie München dürfe die Armen nicht vergessen und an den Rand drängen.
Der Heilige Benno war Bischof von Meißen. In den Wirren der Reformationszeit übergab 1576 der letzte katholische Bischof des alten Bistums Meißen die Reliquien des Heiligen an Herzog Albrecht V. von Bayern. Seit 1580 befinden sie sich im Münchner Liebfrauendom. So wurde aus dem sächsischen Bischof ein „bayerischer“ Heiliger. (1953/15.06.2025)