Für den Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx ist das Christentum eine „Religion der Zukunft“. Das Christentum habe sich in der Vergangenheit nicht ausgebreitet, weil es „von oben befohlen wurde“, sagte Marx am Dienstagabend beim Jahresempfang des Erzbistums laut Mitteilung. Vielmehr habe es sich ausgebreitet, weil die Menschen den Eindruck hatten, sie hingen mit dem Evangelium einen Schritt nach vorn: „Da öffnen sich Horizonte, da spüren wir Rückenwind, nicht Niederdrücken.“
Marx betonte: „Das europäisch-christliche Projekt ist nicht zu Ende.“ Es brauche aber Mut zu einem „neuen, kreativen Miteinander von Kirche und einer Gesellschaft“, die vor großen Herausforderungen wie Klimakrise, Krieg oder Digitalisierung stehe. „Das Evangelium hält jedem Denken stand“, sagte Marx. Es gelte immer wieder neu die Frage zu beantworten, welchen Beitrag der Glaube für die gesamte Gesellschaft leiste. Die Kirche verstehe sich als eine Gemeinschaft, die mitten in der Welt da sei, nicht für sich selbst.
Der Diözesanratsvorsitzende Armin Schalk sagte als oberster Laienvertreter im Erzbistum, Kirche müsse sich politisch einmischen: „Wir dürfen nicht schweigen, wo sich die Schatten vergangen geglaubter Schrecken wie menschenverachtender Rassismus wieder erheben.“ Demokratie funktioniere nur mit Demokraten, betonte er. Voraussetzungen für die Demokratie seien insbesondere das Ehrenamt im Sinne eines freiwilligen Einsatzes für den Nächsten, ein sittliches Bewusstsein und ethische Werte, an denen sich Gesetze ausrichten. (00/2019/03.07.2024)