Massengräber indigener Kinder an katholischen Schulen in Kanada? Die kanadische Regierung sucht seit Jahren danach – ohne Erfolg. Nun wird das Programm eingestellt.
Die kanadische Regierung stellt Ende März die finanzielle Unterstützung für eine umfassende Untersuchung von vermuteten Massengräbern von Kindern an ehemaligen kirchlichen Internaten ein. Hintergrund ist, dass nach dreijähriger Suche keine menschlichen Überreste gefunden wurden, berichtet das Portal “Catholic Herald”.
Der Fall hatte erstmals 2015 für Aufsehen gesorgt, als die kanadische “Truth and Reconciliation Commission” (TRC) aufgrund von Bodenradar-Scans angebliche Hinweise auf 215 Gräber auf dem Gelände der Kamloops Indian Residential School veröffentlichte. Damit rückten jene Internatsschulen in den Fokus, die zwischen dem späten 19. Jahrhundert und den 1990er Jahren zur Erziehung indigener Kinder eingerichtet worden waren. Diese Schulen wurden zumeist von der katholischen und anglikanischen Kirche betrieben und vom Staat finanziert. Obwohl bekannt ist, dass einige Kinder dort starben, zeigen historische Aufzeichnungen, dass die meisten Todesfälle auf Krankheiten wie Tuberkulose zurückzuführen waren.
Nachforschungen der Kommission führten jedoch nicht zum Auffinden menschlicher Überreste. Ein Bericht der “New York Times” im Jahr 2021 brachte Vermutungen über die Ermordung hunderter indigener Kinder in kirchlicher Obhut erneut an die Öffentlichkeit. Die öffentliche Reaktion war massiv und mündete in Brandanschlägen und Vandalismus an rund 120 Kirchen. Auch der Papst sprach von einer “erschütternden Entdeckung der Überreste von 215 Kindern”. Kanadische Bischöfe und Ordensgemeinschaften baten damals um Vergebung.
Im Juli 2022 reiste Papst Franziskus schließlich nach Kanada und bat die indigenen Völker persönlich um Vergebung für die Beteiligung der katholischen Kirche an einer “unterdrückerischen und ungerechten Politik” gegen die Ureinwohner des Landes. Auf dem Rückflug erklärte er, dass er in seinen Ansprachen zwar nicht den Begriff “Genozid” verwendet habe, aber dennoch von einer völkermörderischen Operation gesprochen habe, da die gewaltsame Unterdrückung der Kultur der indigenen Völker diesen Charakter trage.
Um die Vorwürfe weiter aufzuklären, setzte die kanadische Regierung eine Expertenkommission ein, die technische Hilfe bei der Suche nach Gräbern, Archivforschung und Genealogie leistete. Premierminister Justin Trudeau hatte noch 2024 behauptet, es habe Morde gegeben. Da die Suche nicht die erhofften Ergebnisse brachte, stellt die Regierung nun die Finanzierung der Untersuchung ein. Die Kommission wird Ende des Monats aufgelöst, was von der Kommission selbst kritisiert wurde. In einer Erklärung wird die kanadische Regierung aufgefordert, die Untersuchungen weiter zu finanzieren, um die vermissten Kinder zu finden und ihrer zu gedenken.