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Trumps Kahlschlag: Auch kirchliche Hilfen gefährdet

Donald Trumps Vorgehen gegen die Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID betrifft auch kirchliche Hilfsorganisationen. Es drohen Entlassungen und Kurzarbeit. Wo die Lage besonders kritisch ist.

US-Präsident Donald Trump hat per Dekret alles Auslandshilfen für 90 Tage auf Eis gelegt
US-Präsident Donald Trump hat per Dekret alles Auslandshilfen für 90 Tage auf Eis gelegtImago / Cover-Images

Die ersten Mitarbeiter mussten bereits gehen. Sehr viele mehr werden folgen. Die katholische Entwicklungsorganisation Catholic Relief Service (CRS) plant infolge der eingefrorenen Hilfsmittel durch die US-Regierung massive Personalkürzungen. Der “National Catholic Reporter” zitiert aus einer internen E-Mail von CRS-Geschäftsführer Sean Callahan, in der dieser bis zum Ende des Geschäftsjahres mit Kürzungen von bis zu 50 Prozent rechnet.

“Wir werden eine deutlich kleinere Organisation sein”, schrieb Callahan an seine Mitarbeiter. Die Kürzungen treffen alle Abteilungen. Und es scheint offen, wie die finanziellen Lücken geschlossen werden können. Der Catholic Relief Service, der jährlich mehr als 200 Millionen Menschen in 121 Ländern erreicht, steht vor der größten Krise seiner 82-jährigen Geschichte.

Trump setzt Auslandshilfen für 90 Tage aus

Auslöser ist ein Dekret von Präsident Donald Trump, das eine sofortige Aussetzung fast aller US-Auslandshilfen für 90 Tage verfügte. “Die Vereinigten Staaten werden nicht länger unkontrolliert Geld verteilen, ohne Gegenwert für das amerikanische Volk”, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums, das die bisher unabhängige Entwicklungshilfebehörde USAID übernommen hat. Die Überprüfung der Hilfen sei “nicht nur richtig, sondern eine moralische Verpflichtung”.

Mit einem Budget von 44 Milliarden US-Dollar entspricht das USAID-Budget gerade mal 0,4 Prozent des US-Haushalts. Zum Vergleich verfügt das Pentagon über 916 Milliarden Dollar. Dennoch hat der neue Chef der “Abteilung für Regierungseffizienz”, der Milliardär Elon Musk, die Entwicklungshilfe ins Visier genommen.

Vor dem Weißen Haus protestierten am Dienstag Hunderte Mitarbeiter kirchlicher Hilfswerke gegen die Maßnahmen. Viele von ihnen sind selbst von Entlassungen betroffen. Die US-Bischofskonferenz und der Catholic Relief Service richteten einen dringenden Aufruf an die Katholiken: “Lassen Sie Ihre Abgeordneten wissen, dass Sie zutiefst besorgt sind über die Entscheidung der Regierung, fast alle US-Hilfsprogramme zu stoppen.”

Der von den US-Bischöfen gegründete Catholic Relief Service ist der größte kirchliche Empfänger von USAID-Mitteln. Von dort stammt die Hälfte des 1,5-Milliarden-Dollar-Budgets. “Auslandshilfe ist kein Almosen”, betont die Hilfsorganisation. “Sie hat reale Auswirkungen auf menschliches Leben und Würde und dient den nationalen Interessen der USA.”

USAID: Musk brüstet sich mit Zerschlagung

Die rechtliche Grundlage für Trumps Eingriff in die Entwicklungshilfebehörde ist umstritten. Der wissenschaftliche Dienst des Kongresses äußerte rechtliche Bedenken, während sich Musk auf seiner Plattform X damit brüstete, er habe “das Wochenende damit verbracht, USAID durch den Schredder zu jagen”.

Auch andere kirchliche Organisationen trifft es hart. World Relief, eine evangelikale Hilfsorganisation, steht vor einem Acht-Millionen-Dollar-Loch. “Wir müssen schwierige Entscheidungen treffen”, sagt Vizepräsident Matthew Soerens. “Mietzahlungen für Flüchtlinge haben Vorrang vor Personal.” Bei Church World Service wurden zwei Drittel der Mitarbeiter beurlaubt. “Selbst die vor Trumps Amtsantritt erbrachten Leistungen können wir nicht abrechnen”, klagt Sprecherin Mary Elizabeth Margolis.

Auch jüdisches Hilfserk HIAS muss Mitarbeitende entlassen

Das jüdische Hilfswerk HIAS musste ebenfalls Mitarbeiter entlassen. “Für bereits aufgenommene Flüchtlinge muss die Regierung ihren Verpflichtungen nachkommen, genauso wie wir”, betont HIAS-Chef Mark Hetfield.

Selbst wenn nach 90 Tagen ein Teil der Mittel wieder fließen sollte – der Schaden ist bereits angerichtet. “Eine pauschale Sperre, auch für kurze Zeit, führt zu Entlassungen, Programmunterbrechungen und dem Zusammenbruch von Lieferketten”, warnt Stephen Colecchi, früherer Direktor des Büros für internationale Gerechtigkeit der US-Bischofskonferenz. “Das ist keine durchdachte oder menschliche Art, mit Programmen umzugehen, die den Ärmsten in aller Welt helfen.”