Vor 50 Jahren starb Erich Kästner – sein Werk lohnt weiter die Lektüre, findet Tobias Roller. Er hat unlängst einen Roman über den alternden Erich Kästner veröffentlicht. Und hätte da noch einen Wunsch.
Erich Kästners Werke lohnen nach Ansicht von Romanautor Tobias Roller auch 50 Jahre nach dessen Tod die Lektüre. Er wünsche sich, dass Klassiker wie “Pünktchen und Anton” auch in der Schule häufiger gelesen würden, sagte Roller in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “In den Lehrplänen für die Klassen 4 bis 6 taucht Kästner kaum mehr auf, was ich schade finde. Denn das ist ein ideales Alter für die Lektüre seiner Kinderromane.”
Kästners Lyrik tauge unbedingt als Unterrichtsstoff, fügte Roller hinzu. “Als Deutschlehrer lasse ich davon auch nicht ab. Und dann kann man natürlich noch zu den Erwachsenenromanen gehen, allen voran ‘Fabian’. Ich habe kein Verständnis dafür, dass der nicht in einem Lehrplan steht, jedenfalls in keinem, den ich kenne”, so der Kästner-Experte. “Wenn man erfahren will, was am Vorabend der NS-Zeit geschah, kann man kaum etwas Besseres lesen.”
Erich Kästner starb am 29. Juli 1974 in München. Die literarische Karriere des gebürtiges Dresdners begann in den 1920er-Jahren in der Weimarer Republik. Während des Dritten Reichs wurden Kästners Bücher von den Nationalsozialisten verboten und verbrannt. Nach 1945 zog der Schriftsteller nach München, veröffentlichte dort unter anderem das Kinderbuch “Die Konferenz der Tiere”.
Rollers Roman “Goldhügel” greift den Kuraufenthalt Kästners 1962 auf dem Collina d’Oro in Agra über dem Luganer See auf. Auf die Frage, warum er sich ausgerechnet dem alternden Kästner zugewandt habe, antwortet Roller, er habe “ein gewisses Faible” für den Verfall. In seinen späten Jahren habe sich Kästner körperlich nach einer Tuberkuloseerkrankung in einem Verfallszustand befunden. Dazu sei er ein schwer suchtkranker Mensch gewesen, der nicht aufgehört habe zu rauchen und zu trinken. Roller: “Ein hochbegabter Mann, der gleichzeitig schlecht mit sich umgeht: Das fand ich spannender als einem aufstrebenden jungen Journalisten zu folgen, der dann auch literarischen Erfolg hat.”