Junge Wissenschaftler aus katholischer und evangelischer Theologie verlangen bessere Arbeitsbedingungen an Universitäten. Angesichts der aktuellen Strukturdebatte in der Theologie rufen sie Verantwortliche an Hochschulen auf, sich für faire und sichere Beschäftigungsverhältnisse einzusetzen. Das schreiben die Bundeskonferenz des Akademischen Mittelbaus der Katholischen Theologie (BAM) und die Interessenvertretung des wissenschaftlichen Mittelbaus an evangelisch-theologischen Fakultäten und Instituten (IVWM) in einem Brief, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.
Arbeitsbedingungen schrecken qualifizierte Kräfte ab
Die Nachwuchswissenschaftler kritisieren, dass derzeit oft nicht die fachlich besten Kräfte in der Wissenschaft blieben, sondern jene, die unsichere Verträge über lange Zeit aushalten könnten. Das sei kein Kriterium für Qualität. Nötig seien daher verlässliche Karrierewege und unbefristete Stellen. “Es ist bedauerlich, dass auf Fakultäts- und Universitätsebene kaum nach Lösungen hierfür gesucht und sich der Debatte oft durch den Verweis auf beschränkte finanzielle Mittel entzogen wird”, kritisieren die Jungtheologen.
Hintergrund ist ein im Juli verabschiedetes Papier des Wissenschaftsrats, das grundlegende Veränderungen der Personalstrukturen an Hochschulen empfiehlt. Ziel seien attraktive, transparente und klar voneinander abgegrenzte Stellenprofile, die individuelle Karriereplanung ermöglichen, die Leistungsfähigkeit von Forschungseinrichtungen stärken und internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern, heißt es im Positionspapier “Personalstrukturen im deutschen Wissenschaftssystem”.
Arbeitsbedingungen: Wissenschaftsrat fordert Reformen
Der Wissenschaftsrat verweist auf hohe Befristungsquoten, unklare Karrierewege und fehlende Planbarkeit. Diese Probleme, verstärkt durch Fachkräftemangel und Konkurrenz aus der Privatwirtschaft, machten den Wissenschaftsstandort Deutschland unattraktiv. Der Wissenschaftsrat empfiehlt Hochschulen daher schnellstmöglich, eigene Personalstrukturkonzepte zu entwickeln, unbefristete Stellen auszubauen, Hierarchien zu flachen und transparente Verfahren bei der Personalauswahl einzuführen. Länder und Bund sollten rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen schaffen, Mobilität erleichtern und Reformen fördern. Angesichts von Pensionierungswellen und demografischem Wandel sei rasches Handeln nötig.
Der Wissenschaftsrat ist das älteste wissenschaftspolitische Beratungsgremium Europas. Er wurde 1957 in der Bundesrepublik Deutschland von Bund und Ländern ins Leben gerufen. Seine Aufgabe ist es, die Bundesregierung und die Landesregierungen in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung von Wissenschaft, Forschung und Hochschulen zu beraten.
