Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden (DHMD) will anlässlich einer DDR-Ausstellung ein Wandgemälde von Gerhard Richter teilweise freilegen. Die Arbeiten erfolgten im Einvernehmen mit dem weltbekannten Maler, sagte Museumsdirektorin Iris Edenheiser dem Evangelischen Pressedienst (epd). Anlass ist die für 2024 geplante Ausstellung „VEB Museum. Das Deutsche Hygiene-Museum in der DDR“, die sich mit der jüngeren Vergangenheit des Hauses beschäftigt.
Bei dem Wandgemälde mit dem Titel „Lebensfreude“ handelt es sich um Richters Diplomarbeit von 1956. Bisher hatte es der renommierte Künstler abgelehnt, das etwa 60 Quadratmeter große Werk freilegen zu lassen. Auch jetzt sollen nur Teile sichtbar werden. Der 1932 in Dresden geborene Richter floh 1961 aus der DDR. Von seinem Frühwerk distanzierte er sich lange Zeit.
Das Richter-Wandgemälde war in den späten 70er Jahren übermalt worden. Die partielle Freilegung soll die Kultur- und Zeitgeschichte des Museums sichtbar machen – auch über die Laufzeit der Sonderausstellung hinaus. Die Ausstellung „VEB Museum“ steht unter der Schirmherrschaft des Ostbeauftragten Carsten Schneider (SPD). Sie ist vom 9. März bis 17. November im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zu sehen.
Edenheiser sagte zu dem Vorhaben: „Die Gegenwart verstehen wir nur, wenn wir uns mit Geschichte beschäftigen.“ Viele Menschen mit ostdeutscher Biografie würden sich „in der lange Jahre praktizierten staatlichen Erinnerungspolitik mit den eigenen Lebenserfahrungen nicht wiederfinden“. Selbstverständlich sei die Aufarbeitung von SED-Herrschaft und DDR-Staatssicherheit richtig und weiterhin zwingend nötig. „Dennoch muss diese Erinnerungsarbeit um eine Alltags- und Konsumgeschichte der DDR erweitert werden“, sagte die Museumsdirektorin.
Die lebensweltlichen Erinnerungen von Ostdeutschen zu ignorieren und „zur permanenten Selbstdistanzierung von der eigenen Biografie aufzurufen“, führe zu Verdrängungen. Zudem werde DDR-Erinnerung vielfach politisch instrumentalisiert und missbraucht. Edenheiser appellierte: „Wir brauchen deshalb eine seriöse, glaubwürdige und reflektierte Bearbeitung dieses Teils deutscher Geschichte.“
Das Dresdner Hygiene-Museum sei eine herausragende Institution, an der sich vieles exemplarisch aus der Arbeits- und Lebenswelt in der DDR erzählen lasse. In der DDR war das Museum ein staatliches „Institut für Gesundheitserziehung“, ein populärer Ausstellungsort, an dem aber auch Gesundheitskampagnen, Lehrfilme und Broschüren entwickelt wurden.