Die Zahl der Impfungen von Kindern und Jugendlichen gegen HPV (Humane Papillomviren) zur Vorbeugung vor Krebs hat in Hessen stark abgenommen. Im vergangenen Jahr seien 22 Prozent weniger Kinder und Jugendliche als im Vorjahr geimpft worden, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit Hessen am Dienstag in Frankfurt am Main mit. HPV werden sexuell übertragen und können Krebs an Geschlechtsorganen, Gebärmutterhals und im Mund-Rachen-Raum hervorrufen.
Die Analyse der Abrechnungsdaten von mehr als 87.000 Versicherten der Krankenkasse im Alter bis 17 Jahre ergab den Angaben zufolge einen deutlichen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen. Die Impfungen von Jungen seien im vergangenen Jahr um 25 Prozent gesunken, die von Mädchen um 19 Prozent. Besonders stark sei der Rückgang bei 15- bis 17-jährigen Jungen, hier hätten sich 35 Prozent weniger impfen lassen.
Die Leiterin der DAK-Gesundheit Hessen, Britta Dalhoff, forderte eine Impf-Offensive: Eltern müssten für die Vorteile einer Impfung sensibilisiert werden. „HPV-Impfungen können Leben retten, denn sie schützen junge Menschen vor Krebserkrankungen“, sagte Dalhoff.
Die Rückgänge der Impfungen im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie sind nach Angaben der Krankenkasse noch drastischer. Gegenüber 2019 seien im vergangenen Jahr 33 Prozent weniger Jugendliche gegen HPV geimpft worden, 38 Prozent weniger Jungen und 29 Prozent weniger Mädchen. Der gegenwärtige Impfstand sei besorgniserregend niedrig, sagte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte, nach Angaben der DAK-Gesundheit. Er wünsche eine höhere Aufmerksamkeit und Aufklärung über die Impfung.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung gegen HPV für Mädchen seit 2007, für Jungen seit 2018. Krankenkassen übernehmen die Kosten zumindest bis zum Alter von 17 Jahre. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Laut der DAK-Gesundheit erkranken nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland jährlich rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs.