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Jugendfreizeiten: “Wir haben ganz klare Standards”

Eine Recherche des Südwestrundfunks (SWR) hat kürzlich erhebliche Mängel bei Jugendfreizeiten kommerzieller Anbieter aufgedeckt. Von ungeschultem Personal, Alkoholmissbrauch und sexuellen Übergriffen ist die Rede. Was die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) zum Schutz von Kindern und Jugendlichen auf Sommerfreizeiten unternimmt, erzählt der EJB-Vorsitzende Malte Scholz im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Herr Scholz, Berichte über unqualifizierte Begleiter bei manchen kommerziellen Jugendfreizeiten haben viele erschreckt. Wie sieht es bei den Freizeiten aus, die die Evangelische Jugend anbietet?

Malte Scholz: Wir haben in der Evangelischen Jugend ganz klare Standards, nämlich dass jede Jugendleiterin und jeder Jugendleiter die sogenannte Jugendleiter-Card besitzen muss, um an Freizeiten teilzunehmen. Diese Standards werden vom Bayerischen Jugendring entwickelt und gelten für ganz Bayern. In der Regel verbringen die Teilnehmenden eines Grundkurses eine ganze Woche zusammen mit pädagogischem Fachpersonal, um die wesentlichen Themen und Schwerpunkte zu erarbeiten. Dazu gehören unter anderem Gruppenpädagogik, der Umgang mit jungen Menschen sowie das wichtige Thema Prävention und Umgang mit sexualisierter Gewalt. Inzwischen wurde die Regel eingeführt, dass auch Online-Elemente integriert werden können, aber mindestens 15 Stunden müssen in Präsenz erfolgen. Außerdem werden erweiterte Führungszeugnisse bei uns in regelmäßigen Abständen überprüft, entweder von der Gemeinde oder von der Dekanatsjugend.

epd: Worauf werden die Jugendleiter genau vorbereitet? Sprich, was kann bei so einer Freizeit konkret schiefgehen?

Scholz: Das reicht vom Heimweh eines Kindes bis hin zu einem gebrochenen Arm beim Fußballspielen. Deswegen müssen die Betreuerinnen und Betreuer gut geschult sein, um auf alles adäquat reagieren zu können. Bei Heimweh zum Beispiel gilt es, zuerst das Kind zu beruhigen, auch andere Kinder zum Trösten einzubeziehen und nur im äußersten Notfall die Eltern anzurufen. Denn das lindert meistens das Heimweh nicht, sondern verstärkt es eher. Durch eine gute Ausbildung können Jugendleiter solche Situationen einschätzen, bedarfsgerecht und auf die Bedürfnisse der Kinder angepasst reagieren.

epd: Was würden Sie sich von den kommerziellen Anbietern wünschen?

Scholz: Ich hoffe, dass bei kommerziellen Anbietern Verbesserungen erfolgen, da mich die teilweise sehr niedrigen Standards, von denen ich gelesen habe, stark erschrocken haben. Diese Anbieter bezahlen ihre Mitarbeitenden oft sehr gut. Im Gegensatz dazu erhalten wir bei uns lediglich Ehrenamtspauschalen, und meistens keine Besoldung. Daher erwarte ich, dass gerade bei den kommerziellen Anbietern, wo größere finanzielle Mittel fließen, auch darauf geachtet wird, dass hohe Standards eingehalten und die Mitarbeitenden entsprechend gut betreut werden. (00/2522/25.08.2024)