Im Streit über die künftige Ausrichtung der Rabbinerausbildung in Potsdam hat die Jüdische Gemeinde zu Berlin die staatlichen Zuwendungsgeber zu Gesprächen aufgerufen. Die Zuwendungsgeber dürften ihre staatliche Neutralitätspflicht nicht verletzen, erklärte die Gemeinde am Freitag in Berlin. Das liberale Abraham-Geiger-Kolleg müsse erhalten bleiben. Auch der Zentralrat der Juden müsse „seine Bereitschaft zu lösungsorientierten Gesprächen“ erklären.
Die Fördermittel des Bundesinnenministeriums, der Kultusministerkonferenz und des brandenburgischen Kulturministeriums für das Abraham-Geiger-Kolleg werden seit einiger Zeit nicht mehr ausgezahlt. Trägerin der Ausbildung ist seit 2023 die Berliner jüdische Gemeinde. Der Zentralrat arbeitet nun an der Gründung einer eigenen Stiftung zur Rabbinerausbildung. Dies wurde bei der Ankündigung im Februar mit einem Vertrauensverlust in die derzeitige Trägerstruktur begründet.
Die vom Zentralrat der Juden vorbereitete Nathan-Peter-Levinson-Stiftung für die Rabbinerausbildung will die bisherigen Räume der Potsdamer Rabbinerseminare übernehmen. Der Standort in Potsdam werde für die künftige Rabbinerausbildung beibehalten, sagte ein Sprecher des Zentralrats dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag in Berlin. Sobald die Stiftung ihre Arbeit aufgenommen hat, werde ein Kooperationsvertrag mit der Universität Potsdam geschlossen.
Das vor 25 Jahren gegründete liberale Abraham-Geiger-Kolleg und das später gegründete Zacharias-Frankel-College der konservativen Strömung des Judentums sind seit drei Jahren auf dem Universitätscampus am Neuen Palais in Potsdam untergebracht. Dafür wurde ein historisches Gebäudeensemble der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten saniert und umgebaut. Das Land Brandenburg hat die Kosten in Höhe von rund 13,5 Millionen Euro finanziert. Dort gibt es seitdem auch eine kleine, moderne Hochschulsynagoge.
Durch die Gründung der Levinson-Stiftung entstehe eine komplett neue Struktur der liberalen und konservativen Rabbinerausbildung in Deutschland, sagte der Sprecher des Zentralrats. In der Stiftung werde es drei Seminare geben, ein liberales Regina-Jonas-Seminar, ein konservatives Masorti-Seminar und ein Seminar für die Kantorenausbildung. Die rabbinische Leitung werde der jüdische Theologe und Rabbiner Yehoyada Amir übernehmen.
Das Abraham-Geiger-Kolleg bleibe im Eigentum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, hieß es. Fragen zu dessen Zukunft könne nur die Eigentümerin beantworten. Das Kolleg wurde 1999 gegründet, kooperiert mit der Universität Potsdam und bildet seit 2001 jüdische Geistliche aus. Inzwischen wurden fast 50 Absolventinnen und Absolventen ordiniert, die in verschiedenen Ländern tätig sind.