Die Journalistin Gunda Trepp beobachtet eine veränderte Berichterstattung über den Nahostkonflikt in deutschen Medien. „Die Kundgebungen von Hamas-Unterstützern hierzulande, die das Abschlachten von Menschen gefeiert haben, scheinen vor allem in einigen Printmedien ein Umdenken ausgelöst zu haben“, sagte Trepp dem Evangelischen Pressedienst (epd) in San Francisco. Nach diesen Bildern hätten einige Journalisten und Journalistinnen offensichtlich verstanden, dass es bei dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas um einen Pogrom ging, der einzig und allein zum Ziel hatte, israelische Juden auszulöschen. Die EU stuft die Hamas als Terrororganisation ein.
Viel zu lange sei auch in den Köpfen vieler Journalisten das Bild vorherrschend gewesen, dass es sich bei der Hamas um eine Widerstandsbewegung handele, die sich mit ihren Handlungen innerhalb des Nahostkonflikts bewege, sagte Trepp. Jetzt seien mehr Redaktionen sensibilisiert, dass die Hamas ihrer Charta weiterhin folge, jüdisches Leben auslöschen zu wollen, und sich abseits aller Moralvorstellungen befinde. Allerdings seien dies oft Medien, in denen man schon länger eine ausgewogenere Berichterstattung zu Fragen des Nahostkonflikts beobachten konnte. „Das gilt zum Beispiel für die linke ‘Tageszeitung’ und die eher konservative ‘Frankfurter Allgemeine Zeitung’“, sagte Trepp. Sie ist Autorin des Buches „Gebrauchsanweisung gegen Antisemitismus“, in dem sie sich auch mit der Israel-bezogenen Judenfeindlichkeit auseinandersetzt.
Ein Tiefpunkt sei dennoch gewesen, als auch deutsche Medien nach dem Beschuss des Al-Ahli-Arab-Krankenhauses in Gaza-Stadt am 17. Oktober sowohl die Hamas als auch die israelische Armee als gleichwertige Quellen verwendet hätten. Man habe damit den Angaben der Hamas Legitimität verliehen, obgleich bekannt sei, dass die Terroristen zivile Opfer für ihre Propagandazwecke nutzten, kritisierte Trepp. Die Hamas beschuldigte Israel, für die Explosion in dem Krankenhaus verantwortlich zu sein. Die israelische Regierung machte einen fehlgeschlagenen Angriff der palästinensischen Terrororganisation „Islamischer Dschihad“ verantwortlich. Nach Auswertung von Video- und Bildmaterial sind Experten inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass die israelische Version stimmen könnte.
Trepp kritisierte auch, die UN als unabhängige Quelle zu behandeln. „Der Fokus der UN liegt seit Jahren darauf, in diesem Konflikt die Palästinenser ausschließlich als Opfer und die Israelis als Täter anzusehen“, sagte Trepp. Für ein vollständiges Bild des Konfliktes forderte Trepp, ergänzende Quellen zu recherchieren. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte am 27. Oktober eine Resolution zum Krieg im Nahen Osten verabschiedet, in der eine humanitäre Waffenruhe im Gaza-Streifen gefordert wird, in der aber die Terrorangriffe der Hamas auf Israel nicht verurteilt werden, die den aktuellen Nahostkrieg ausgelöst hatten. Deutschland hatte sich bei der Abstimmung enthalten.